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e-Book(ePub)-Ausgabe der Printversion 2018
e-Book-ISBN: 978-3-95464-177-2
ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-95464-165-9
Bildnachweis: Alle Fotos Sonja Umbach u. Sabine König außer: S. 297 Prof. Dr. med. vet. Susi Arnold;
S. 287-289 Prof. Dr. med. vet. S. Goericke-Pesch; S.16 Eva Holderegger Walser; S. 18 Bild in Grafik Li. o.
Pfoten Adobe Stock/Matthias Krüttgen; S. 46 Maike Müller; S. 84, 85, 98, 131, 132, 136 LMU München;
S. 94 M. Rossbach vom Zwinger “My Heartbreaker´s; S. 62, 235, 258, 260, 267, 271, 278 Peter Schils;
S. 61 www.tierfotografie-winter.de; S. 17-19 Skelett in Hund AdobeStock/Roadrunner; S.121 Adobe
Stock/naomi1219; S. 169 Adobe Stock/olgamazina; S. 175 Adobe Stock/K.Thalhofer; S 199 Adobe
stock/kalypso0; S. 237 Adobe Stock/hemlep; S. 243 Gisela Rau; S.257 Grafiken Archiv Kynos Verlag; S.
278 Adobe Stock/Christian Müller; S. 300 Adobe Stock/Sergey Lavrentev;
Zeichnungen S. 88, 89, 90, 100, 102, 120 Johanna Marcussen
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
12
1. Die drei Grundkriterien
zur Auswahl von Zuchthunden
13
Anatomische Gesundheit
15
Der richtige Zeitpunkt für die
anatomische Beurteilung beim Welpen
16
Die Umrisslinien eines Hundes
17
Die drei Balance-Linien
17
Die Vorhand
18
Der Kopf
19
Die Hinterhand
19
Das Gangwerk
20
Fazit zu Anatomie und Gesundheit
21
Wesensbezogene Gesundheit
21
Welpentest nach William E. Campbell
22
Fazit zu Wesensmerkmalen
24
Genetische Gesundheit
25
Grundlagenwissen zur Genetik
25
Wichtige genetische Fachbegriffe erklärt
26
Der Inzuchtkoeffizient (IK)
29
Der Ahnenverlustkoeffizient (AVK)
31
Erbgänge
34
Gentests
36
Wann hat ein Hund
einen hohen Zuchtwert?
36
Phänotyp vs. Genotyp –
Entscheidend für die Zucht
37
Fazit zur Auswahl einer Zuchthündin
38
2. Genetische Grundlagen
der Farbvererbung
39
Fellfarben und die verschiedenen
Farbgene in der Hundezucht
40
A-Locus
41
B-Locus
41
C-Locus
42
D-Locus
42
E -Locus
43
G-Locus
43
H-Locus
44
I-Locus
44
K-Locus
44
M-Locus
45
S-Locus
45
Ticking
45
Das Farbzusammenspiel der Gene
46
3. Zuchtstrategien und
Zuchtplanung
47
Zuchtstrategien erklärt
48
Inzestzucht
48
Inzucht
48
Linienzucht
48
Merkmalszucht
48
Auskreuzung (Outcross)
49
Einkreuzung (Crossbreeding)
49
Checklisten für die Zuchtplanung
49
Den richtigen Partner wählen
50
Dating-Bogen für die Praxis
51
4. Der offizielle Einstieg in die Zucht:
Zuchtzulassung und
Zwingeranmeldung
59
Die Zuchtzulassung
60
Mindestanforderungen der
Gesundheitsuntersuchungen
60
Mindestanforderungen der
Verhaltensbeurteilung
62
Mindestanforderung der
Phänotyp-/Formwert-Beurteilung
63
Weitere Voraussetzungen
63
Die Zwingeranmeldung
64
Das Zwingerbuch
64
Expertenrat: Gewerbsmäßige
oder gewerbliche Zucht?
65
Gewerbsmäßige Zucht
65
Gewerbliche Zucht
65
7
5. Die hormonellen Phasen
der Hündin und die Bestimmung
des Deckzeitpunktes
67
Die Pubertät
69
Der Zyklus der Hündin
70
Die Läufigkeit erkennen
71
Läufigkeitssynchronisation im Rudel
71
Der richtige Deckzeitpunkt
72
Die Hormonbestimmung anhand von
Beispielen erklärt
72
Das Duldungsverhalten
74
Die Vaginoskopie
76
6. Jetzt wird geheiratet!
Der Deckakt
79
Die Hochzeit
82
Wichtig zu wissen!
Verletzungen beim Deckakt
83
Mögliche Komplikationen beim Deckakt
84
Die Mehrfachbelegung
86
7. Die Trächtigkeit
87
Die erste Trächtigkeitshälfte
88
Methoden zur
Trächtigkeitsbestimmung
90
Palpatorischer Trächtigkeitsnachweis
91
Trächtigkeitsdiagnose mittels
Ultraschall (Sonografie)
91
Trächtigkeitsdiagnose mittels Röntgen
92
Hormonelle Trächtigkeitsdiagnose
92
Körperliche und geistige
Veränderungen der Hündin
93
Meine Hündin ist leer geblieben
oder hat die Trächtigkeit
abgebrochen – warum?
93
Fehler im Deckmanagement
94
Abbruch der Trächtigkeit
94
Gelbkörperschwäche
94
Fruchtbarkeitsstörungen
95
Infektiöse Prozesse
95
Trauma / Psychische Faktoren
96
Scheinträchtigkeit
96
Ungewollte Trächtigkeit – was tun?
97
Scheidenabstrich
97
Herbeigeführter Trächtigkeitsabbruch
97
Expertenrat: Die Darmgesundheit
und ihr Einfluss auf Hündin und Welpen
99
Die zweite Trächtigkeitshälfte
100
Bewegung in der Trächtigkeit
101
Die Wurfstärke
101
Expertenrat: Die Ernährung
der Hündin in der Trächtigkeit
103
8. Geburtsvorbereitung
und Geburt
107
Die Wurfkiste und das Wurfzimmer
108
Das Material der Wurfkiste
109
Der Eingang
109
Der Boden
109
Die Einlage
110
Die Auflage
110
Abdeckung
110
Distanzrahmen / Welpenschutz
110
Berechnungsformel für die
richtige Größe der Wurfkiste
111
Der Welpenauslauf
111
Ausstattung für Geburt und Aufzucht
113
Wurfprotokoll
115
Vorboten der Geburt
117
Die Phasen der Geburt
119
Die Öffnungsphase (6 – 36 Stunden)
119
Die Austreibungsphase/
Nachgeburtsphase (bis zu 24 Stunden)
120
Wann ist eine Geburt beendet?
124
Die erste Welpenkontrolle
124
Reanimation von Welpen
126
Die weitere Entwicklung
127
Expertenrat: Störungen der Geburt
bei der Hündin
129
Maternale Ursachen einer
Geburtsstörung
129
Fetale Ursachen einer Geburtsstörung
130
Woran kann man erkennen,
dass bei einer Hündin eine
Störung der Geburt vorliegt?
133
Muss es denn immer gleich
ein Kaiserschnitt sein?
136
Die häufigsten Erkrankungen
der Welpen
138
8
Expertenrat: Alternative Tiermedizin -
in der Hundezucht
140
9. Das Wochenbett – die Tage
nach der Geburt
147
Säubern der Wurfkiste
150
Tabuthema: Meine Hündin lässt
mich nicht zu ihren Welpen
150
Die Wurfmeldung an den Zuchtwart
151
10. Welpenaufzucht unter der
Berücksichtigung der
Entwicklungsphasen
153
Die pränatale Phase –
Vom Deckakt bis zur Geburt
154
Prägung beginnt im Mutterleib
154
Die vegetative Phase, 1. – 14.Tag
155
Der Biotonustest
156
Welpenprägung beim Züchter
158
Die Krallenpflege der Welpen
160
Die richtige Umgebungstemperatur
160
Verletzungen kontrollieren
und vorbeugen
161
Die Verdauung der Welpen
161
Das Gewicht kontrollieren
162
Die Ernährung in der vegetativen Phase 164
Mutterlose Welpenaufzucht
168
Die Kolostralmilch (Biestmilch) ersetzen 168
Kommerzielle Milchaustauscher vs.
selbst hergestellte Welpenmilch
169
Expertenrat: Zwei Rezepte für
selbst hergestellte Welpenmilch
170
Die Umgebungstemperatur bei
mutterloser Aufzucht
171
Die manuelle Brutpflege durch
den Züchter
172
Möglichkeiten der Fütterung
172
Die Übergangsphase
Beginn ca. 10. – 16. Tag,
Ende ca. 12. – 23. Tag
173
Die Sozialisationsphase
ca. 3. – 14. Lebenswoche
176
Verschiedene Reize bieten
177
Spooky Phasen
181
Soziales Spielverhalten
182
Stubenreinheit
183
Der erste Tierarztbesuch und
die Wurfabnahme
185
Impfungen und Wurmkuren
186
Konditionierung auf ein Futtersignal
189
Frustrationstoleranz steigern
189
Spezialfall Einzelwelpe
190
11. Die Entwöhnung von der Mutter 193
Ernährung nach der Entwöhnung
194
Die erste feste Nahrung
194
Der richtige Zeitpunkt zur
Fütterung fester Nahrung
195
Expertenrat: Fütterungstabelle
zur Welpenentwöhnung
196
Welpengerechte Knabbereien
198
12. Expertenrat: Mehrhundehaltung,
auch in der Hundezucht
201
Von Dr. Udo Gansloßer
201
13.Wie Züchter und
Welpeninteressenten
zueinander finden:
Eine Analyse der Welpenkäufer
207
Die Online-Umfrage
208
Die Umfrageergebnisse
209
Der Unterschied zwischen
aktuellen und früheren Welpenkäufern
212
Die Offline-Umfrage
212
Umfragefazit und weiterführende
Handlungsempfehlungen
214
Wie wählt man die
richtigen Welpenkäufer aus?
214
Das erste Telefongespräch
215
Die höfliche Absage
216
14. Die Abgabe der Welpen
217
Expertenrat: Muster für einen
Welpen-Kaufvertrag
219
Die Welpenmappe
222
Die Nachzuchtkontrolle in
regelmäßigen Abständen
223
Expertenrat: Die Gewährleistung
beim Tierkauf
225
9
Die Nachzuchtförderung
228
15. Vom Rüden zum Deckrüden
229
Hat mein Rüde Potenzial zur Zucht?
230
IK, AVK und auffällige/seltene Linien
231
Exkurs: Der Popular Sire
233
Die Ausstellung als Prüfstein
für den Rassestandard
235
Gesundheitliche Untersuchungen
236
Ältere Rüden
237
Zu erringende Titel,
Prüfungen und Urkunden
237
Weitere Einflussfaktoren
237
Mit dem Zuchter auf Augenhöhe:
Die Zuchtstrategie des
Deckrüdenbesitzers
238
Ab welchem Alter soll mein
Rüde decken?
239
Welches Ziel verfolge ich?
239
Was bringt ein Zuchteinsatz
meines Rüden der Rasse?
240
Weshalb sind diese Fragen wichtig?
240
Wie oft soll mein Rüde decken?
240
Wie mache ich die richtigen
Zuchter auf meinen Ruden
aufmerksam?
242
Die Vorzüge Ihres Rüden kennen
242
Fotos
243
Authentizität und Vertrauen
244
Ausstellungen –
Bühne frei für Ihren Rüden!
244
Online-Plattformen
245
Website
245
Soziale Medien
246
Visitenkarten
246
Verbandsinformationen
247
Weitere Möglichkeiten
247
16. Treffpunkt für Hündinnen-
und Rüdenbesitzer:
Die Hundeausstellungen
249
Arten von Ausstellungen
250
Spezialrassehundeausstellungen
der Rassehundezuchtvereine
250
Nationale/internationale
(CACIB) Hundeausstellungen
251
Die Besonderen: Crufts & Co.
252
Ausstellungsklassen – ein Überblick
252
Bewertung, Formwertnote, Platzierung und
Anwartschaften (FCI)
254
Beurteilung und Formwertnote
254
Anwartschaften
255
Das kleine 1×1 des Handlings
256
Zahn & Gebisskontrolle
256
Abtasten der Körperregionen
258
Messung der Widerristhöhe
258
Beurteilung im Stand
259
Gangwerkspräsentation
260
Ringtraining
262
Der Ablauf einer Ausstellung
264
Anmeldung
264
Vorbereitungsphase
264
Anreise/Ankunft
264
Welche Utensilien benötigen Sie?
Die Ausstellungspackliste
265
Ausstellungs-Packliste
266
Der Ablauf am und im Ring
270
17. Deckanfragen und Deckakt aus
»Männersicht«
273
Anfrage und ‚Hochzeits-Planung
274
Der Deckvertrag
275
Verbindlichkeit & Formalitäten
275
Die Decktaxe
276
Vereinbarung beim Leerbleiben
der Hündin
276
Weitere Vereinbarungen
277
Besonderheiten bei der
künstlichen Befruchtung
277
Alles über die Braut:
Fakten zur Hündin
278
Vor dem Treffen:
Die Suche nach dem richtigen
Ambiente für das Rendezvous
280
Präputialspülung
281
Der Deckakt aus Rüdensicht
282
Nach dem Decken: der Papierkram
284
10
Die Hündin ist leergeblieben –
was kann der Rüde dafür?
286
Expertenrat: Die Betreuung des Zuchtrüden
– was tun, wenn es nicht (mehr) klappt? 287
18. Die Samengewinnung
zur künstlichen Befruchtung
293
Spermaaufbereitung
294
Samengewinnung
296
Spermiogramm
297
19. Kooperation in der Zucht
299
Import und Export
von Zuchthunden
300
Sponsoring – ein Hund,
dem viele Herzen gehören
301
Vor- und Nachteile
302
Forschung in der Hundezucht
– die GKF
303
Anhang
305
Nachwort
312
Danksagung
313
Über die Autoren und Experten
314
Literatur- & Quellenverzeichnis
318
INDEX
320
Download-Service
Wir haben Ihnen in einem exklusiv für die Leser dieses Buchs geschützten Downloadbe- reich zahlreiche hilfreiche Formulare und Musterverträge als Vorlagen hinterlegt, die Sie für Ihre Züchterpraxis nutzen können. Im Text wird jeweils auf die Downloadmöglichkeit verwiesen. Hier eine Übersicht der zur Verfügung stehenden Dokumente:
Dating-Bogen (S. 52)
Wurfprotokoll (S. 115)
Tierärztliches Gesundheitszeugnis (S. 185)
Fragebogen für Welpenkäufer (S. 216)
Musterkaufvertrag (S. 219)
Welpenmappe (S. 223)
Fragebogen zur Nachzuchtkontrolle (S. 224)
Championtitel Vergabebestimmungen der Länder (S. 251 u. 256)
Deckvertrag (S. 278)
Internationale Importbestimmungen (S. 300)
Sponsoring-Vertrag (S. 302)
Hier geht‘s zum geschützten Downloadbereich:
https://www.praxis-hundezucht.de/das-buch/download/
Vorwort
Wer Hunde züchtet, lernt stets dazu. Mit jeder Ausstellung, mit jedem Wurf und mit jedem Austausch unter Zuchtkollegen er- weitert man seinen Wissensschatz. Vor allem für Neuzüchter und Neudeckrüdenbesitzer scheint die Herausforderung groß, sich genügend Wissen anzueignen, bevor man sich an seinen ersten Wurf wagt. Auch wir standen vor wenigen Jahren vor dieser Her- ausforderung und können uns noch gut an die Fragen von damals erinnern: Wie plant ________
man eine vielver-sprechende Ver- paarung? Welches genetische Grund- wissen muss man sich hierzu an- eignen? Wo finde ich Gleichgesinn- te, wie trainiere ich für Ausstellun- gen…?
Wir haben uns an diese Zeit zurücker- innert und die Antworten auf alle unsere damaligen Fragen in diesem Buch nieder-geschrieben. Hier teilen wir mit Ihnen un- sere Lernerfahrungen und das Wissen, das wir uns aus vielen Fachbüchern, Semina- ren und im Gespräch mit Zuchtkollegen angeeignet haben. In enger Zusammenar- beit mit vielen Experten ist ein Kompendi- um entstanden, das sowohl die Grundlagen ________
der Zucht als auch praxisnahe Hilfestellun- gen, beispielsweise in Form von Checklisten oder Musterverträgen, enthält. Neue The- men wie das Sponsoring von Rüden oder das Aufzeigen der Kommunikationswege zwischen Züchter und Welpeninteressen- ten machen dieses Buch für Neuzüchter wie auch für erfahrene Kollegen gleichermaßen interessant.
»Wissen erlangt man nicht via Konfrontation, sondern via Kooperation.«
Susanne Grieger-Langer, Hochschuldozentin und Autorin
Wir wünschen uns, mit unserem Praxis- buch einen weiteren Grundstein für eine ________
offene und ge-
meinschaftliche Philosophie in der Hundezucht zu le- gen. Deshalb lau- tet unser Appell gleich zu Beginn: arbeiten Sie mit anderen Züchtern zusammen und bil- ________
den Sie eine Gemeinschaft. Wenn jemand aus der Züchterschaft behauptet, eine Zusammenarbeit sei nicht möglich oder falsch, denken Sie immer daran, dass dies seine Grenzen sind und nicht Ihre!
Wir wünschen Ihnen von Herzen viel Freude und Erfolg in der Zucht
Ihre Sabine König
Sonja Umbach
12
1. Die drei
Grundkriterien
zur Auswahl von
Zuchthunden
13
1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
Auch wenn für viele die Zucht nur ein Hobby darstellt: Es bedeutet immer eine große Verantwortung, Hunde zu züchten! Nicht nur gegenüber den Hunden, sondern auch gegenüber den zukünftigen Besitzern der Welpen steht ein Züchter in der Bring- schuld. Bevor man sich in das Abenteuer Zucht stürzt, sollten die Grundsteine, die man beeinflussen kann, mit Bedacht ge- setzt werden.
Zuchtauswahl beginnt bei der richtigen Rasse. Stellen Sie sich die Frage, ob Ihre Ras- se die nötigen Qualifikationen in Sachen Gesundheit erfüllt, um noch viele Jahrzehn- te weiter fortzubestehen. Setzen Sie sich mit den etablierten Krankheiten der Rasse auseinander und entscheiden Sie, ob Sie eine Zucht mit Ihrem Gewissen vereinbaren können. Betrachten Sie die Rasse nüchtern und wägen Sie Pro und Kontra ab. Haben Sie eine gesunde Rasse gewählt, geht es da- rum, die erste Zuchthündin auszusuchen. Sie bauen in der Regel Ihre komplette eige- ne Linie auf dieser Hündin auf. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Sie sich Zeit nehmen, um sich ein gutes Grundwissen rund um die Zucht anzueignen.
Gehören Sie zu den Quereinsteigern, die bereits eine Hündin zuhause haben? Dann können Sie auch im Nachhinein studieren, was Sie im Falle einer Zucht erwarten könnte. Es ist notwendig, die Linien genau zu kennen und sich so viel wie möglich In- formationen zu den Vorfahren, den bereits vorhandenen Nachkommen und den mög- lichen Elterntieren zu holen. Schließlich ist abzuwägen, wie Sie Ihre Prioritäten setzen und ob Ihre Zuchtplanung diese Erwartun- gen erfüllen kann.
Wir möchten noch vorwegschicken, dass bei der Zucht immer auch ein Quäntchen Glück nötig ist. Wir betreiben durch unsere Auswahl letztlich eine reine Risikominimie- rung. Dabei müssen wir uns auch auf Aussa- ________
gen anderer verlassen, die wir häufig nicht 100 % ig überprüfen können. Was letztend- lich das Resultat bei Ihren geplanten Würfen sein wird, bleibt nach guter Zuchtauslese trotz allem der Natur überlassen! Wir kön- nen jedoch durch Beobachtung lernen und somit Situationen oder Verpaarungen bes- ser einschätzen und auswählen. Beachten wir alle Einflüsse vollumfänglich, haben wir das in unserer Macht stehende getan. Auf- zeichnungen über unsere Beobachtungen sind deshalb unerlässlich und sollten die Basis Ihrer Zuchtpraxis darstellen.
Eine Zuchtauswahl, die von Wölfen ge- troffen wird, welche in einem Rudelverbund ohne menschliche Kontrolle leben, basiert auf anderen Auswahlkriterien. So würden sich in einem Wolfsrudel nur die ranghöchs- ten Tiere fortpflanzen und diesen Rang durch wiederkehrende Kämpfe verteidigen. Nur die gesündesten Tiere, die stark genug sind, kommen in diese Position. In der Ras- sehundezucht entscheiden wir Züchter, wer für die Population stark genug, gesund ge- nug und wesensfest genug ist. Deshalb ist Wissen Macht! Scheuen Sie sich nicht davor, den Züchter Ihres zukünftigen Welpen oder den Besitzer des Deckrüden, der bei Ihnen zum Zuchteinsatz kommen soll, nach Infor- mationen zu fragen.
Die Grundlagen der Gesundheitsanforde- rungen an unsere Rassehunde schreiben die Dachverbände und die zugehörigen Rasse- hundezuchtvereine in Ihren Zuchtordnun- gen fest. Zum Wohle der Population können aufgrund von gesundheitlichen Mängeln Zuchtverbote erteilt werden. Ziel ist es, bei einer gut geplanten Verpaarung die gene- tische, anatomische und wesensbezogene Gesundheit mindestens zu erhalten oder zu verbessern. Diese Grundsätze werden wir nun etwas weiter ausführen.
14
1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
Anatomische Gesundheit
Die Anatomie stellt einen wesentlichen Faktor für die Gesundheit dar. Ein Körper- bau, der es erlaubt, sportlich aktiv zu sein oder die rassetypischen Aufgaben zu ver- richten, ohne durch den Körper behindert zu werden oder schwer zu erkranken, ist für Hunde essenziell. Ein gesunder Hund soll- te oberstes Ziel Ihrer Züchtung sein. Gute anatomische Veranlagung verschafft Ihren Hunden eine sehr gute Lebensqualität. Schauen Sie sich Ihre Rasse vorab genau an und entscheiden Sie, welche anatomischen Schwächen Sie verbessern möchten.
Einen passenden Partner zu wählen, der genau das vererbt, was man sich vorstellt, ist nicht so einfach. Sicherlich sollten Sie es vermeiden, »Fehler mit Fehler« zu ver- paaren. Doch ob ein Rüde den Fehler Ihrer Hündin überhaupt ausgleichen kann, nur, weil er ihn nicht im Phänotyp (seiner äu- ßeren Erscheinung) zeigt, ist nicht zu 100% vorhersagbar. Sind Sie angehender Züchter, sollten Sie sich deshalb die vorangegange- nen Verpaarungen des Rüden und dessen Nachzucht gründlich ansehen. Gleiches gilt für Ihre Hündin. Somit können Sie sich einen ersten Eindruck verschaffen, welche Merkmale die Hunde weitergegeben ha- ben. Manche Rüden vererben beispielswei- se einen ganz bestimmten Kopftyp, andere wiederum die schöne Vorbrust. Doch es gibt auch Hunde, die Ringelruten vererben, auch, wenn sie selbst eine Sichelrute tragen. Sie sollten sich deshalb mit der Vererbungs- lehre wie etwa den Mendelschen Gesetzen auskennen (mehr dazu auf S. 34). Wie Sie sehen, sind ein genetisches Hintergrund- wissen und eine gewisse Erfahrung unab- dingbar.
Sollten die Schwächen der Hunde so gra- vierend sein, dass sie die Lebensqualität der Nachkommen oder schlimmstenfalls der El- ________
terntiere einschränken, ist eine Zucht nicht anzuraten. Welpenkäufer erwarten gesun- de Elterntiere und auch gesunde Welpen. Es ist unfair dem Welpen gegenüber, ihn in eine Zeit der Schmerzen und Operationen zu schicken. Wenn Sie eine Rasse haben, die anatomisch so aufgebaut ist, dass es nur Kleinigkeiten zu verbessern gibt, machen Sie sich mit diesen vertraut und suchen Sie sich die Partner, von denen sie denken, dass sie diese Schwächen ausgleichen könnten. Das muss nicht zwangsläufig ein Multi-Champion sein. Auch Hunde ohne Titel können einen sehr hohen Zuchtwert mitbringen.
Ein einziges Standbild ist für eine anato- mische Beurteilung nicht aussagekräftig, sondern zeigt lediglich eine Momentauf- nahme. Um einen anatomisch korrekten Hund zu finden, gehört es dazu, ihn an- zufassen. Nur so können Sie genau beur- teilen, ob beispielsweise das Prosternum (Brustbeinspitze) gut bemuskelt ist oder ob die Sprunggelenke stabil sind. So manche Veranlagung kann man bereits im Welpe- nalter erkennen. Pat Hastings hat ihre lang- jährigen Erfahrungen in der Welpenanalyse dokumentiert und beschreibt diese Vorge- hensweise auf ihrer CD »Puppy Puzzle«. Für Neuzüchter, die sich gerade ihre erste Zuchthündin/ Deckrüden aussuchen oder auch für Züchter, die den anatomisch bes- ten Welpen in die Nachzucht geben möch- ten, ein Muss! Das dazugehörige Seminar »Hundeanalyse« wird von Doris Walder und Eva Holderegger Walser angeboten. Diese Analyse werden wir im Folgenden etwas näher beschreiben.
Hören Sie nicht nur auf Ihr Herz, wenn Sie eine zukünftige Zuchthündin auswählen. Sicherlich ist Sympathie äußerst wichtig. Doch wenn Sie die Gene Ihres Hundes der ________
15
1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
Population zuführen möchten, zählt nicht nur die Sympathie.
Bei der Beurteilung der Anatomie ist es zunächst wichtig, den Hundetyp zu kennen. Ein Ausdauertraber benötigt andere Pro- ________
portionen als ein Galopper. Dennoch gibt es anatomische Gegebenheiten, die allgemein wichtig für den sorglosen Bewegungsab- lauf aller Hunde sind.
Der richtige Zeitpunkt für die anatomische
Beurteilung beim Welpen
Welpen wachsen ganz unterschiedlich heran und die Anatomie formt sich im Laufe des Lebens. Es gibt jedoch ein begrenztes Zeitfenster, in dem Wel- pen ihrem erwachsenen Exemplar gleichen. Das ist mit ziemlich genau acht Wochen (+/- 3 Tagen) der Fall. Zeigt ein acht Wochen alter Welpe anatomische Schwächen oder Stärken, wird er wohl als erwachse- ner Hund dieselben ana- tomischen Kennzeichen aufweisen, auch wenn er sich als Junghund vorerst ungleichmäßig entwickelt.
Das ist der Australian Cattle
Dog »Sero« einmal mit
acht Wochen und einmal
mit 18 Monaten. Man
kann gut erkennen, dass
er sich anatomisch sehr
harmonisch entwickelt hat.
16
1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
Die Umrisslinien eines
Hundes
Der Körper
Die Umrisslinien des Hundes sollen har- monisch wirken und dem Rassetyp ent- sprechen. Offensichtliche Abweichungen vom Rassestandard sollten Sie notieren. Achten Sie auf eine stabile, gerade verlau- fende Oberlinie, auf Stabilität im Rücken und eine ausgewogene Lendenpartie. Eine zu kurze Lende kann die Bewegung einschränken. Überprüfen Sie außerdem die Kruppe und die Rutenhaltung. Der Hund sollte eine schön fließende Unterli- nie zeigen. Ist das Brustbein zu kurz, kann sich ein Fischbauch, oder auch Herings- bauch genannt, ausbilden. Diese Körper- form bietet im Extremfall zu wenig Platz für die inneren Organe.
Die drei Balance-Linien
nach Pat Hastings.
Die drei
Balance-Linien
Auf nebenstehendem Bild sehen Sie ein Hundemodell, dessen Körperpropor- tionen ausgeglichen wirken. Der Kopf wird deutlich oberhalb der ersten Balan-ce-Linie getragen, die waagerecht mit der Rückenlinie verläuft. Außerdem sitzt der Kopf auch deutlich vor der zweiten Balance-Linie. Ein Hund hat im Normalfall sieben Halswirbel. Werden die unteren Halswirbel vom Schulterblatt verdeckt, wirkt der Hals gedrungen und kurz. Die Folgen sind enorme Einschränkungen in der Bewegung. Dem Hund wird es bei- spielsweise schwerfallen, seinen Kopf län- gere Zeit zu senken, um ausdauernd zu schnüffeln.
17
1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
Eine ausgeglichene Vorderhand
besteht beim Ausdauertraber
aus etwa drei gleich langen
Teilen von Schulterblatt,
Oberarm und Unterarm.
Keine
Katzenpfoten,
eher Plattfuß
Breit gestellte
Vorderläufe
Eng gestellte
Vorderläufe
Schulterblatt und
Oberarm sollten
gleich lang sein
Schulterblattgräte
Oberarm
Unterarme seitlich
gesehen gerade
Vordermittelfuß leicht schräg
zum Boden stehend
Vorderfußwurzelgelenk
Ellenbogen liegt fest an
und dreht nicht aus
Katzenpfoten
rund und kurz
Die Vorhand
Schulter, Oberarm und Unterarm sollten in etwa aus je gleich langen Teilen bestehen. Nur so ist eine ausgewogene Bewegung für einen Ausdauertraber möglich. Falten am Widerrist deuten oftmals auf eine steil gewinkelte Schulter hin. Welche Stellung der Oberarm einnimmt, kommt darauf an, mit welchem Hundetyp wir es zu tun haben.
Ein von vielen Leuten in der Zucht übersehenes, aber außerordentlich wichtiges Merkmal sind die Pfoten. Sehen Sie sich die Ballen, Krallen und vor allem die gesamte Pfotenform an. Hunde stehen den ganzen Tag auf ihren Pfoten. Wenn diese gespreizt sind oder die Ballen nicht genügend Auflagefläche bieten, muss gegebenenfalls das nächstgelegene Gelenk diese Schwäche ausgleichen. Rückenprobleme können ihre Ursache unter anderem in einer fehlerhaften Pfoten-Konstruktion haben. Auch dem Wurzelgelenk im Vorderfuß (Karpalgelenk) sollte man genügend Beachtung schenken. Ist dieses Gelenk zu steil angelegt, gibt es kaum Stoßdämpfer, um harte Sprünge abzufedern. Ist es zu elastisch, tritt der Hund durch. Achten Sie auf die Ausprägung der Vorbrust, die Tiefe von Brustkorb und die Länge des Brustbeins.
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1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
Der Kopf
Der Kopf sollte zum Körper passen. Scha- uen Sie sich das Gebiss an und prüfen Sie, ob der Zahnschluss korrekt ist. Die Wachstums- perle ist eine leicht zu ertastende, wenige Millimeter große Kugel im Augenwinkel, seitlich des Nasenrückens. Ist sie vorhan- den, wird sich laut Pat Hastings der Fang ________
des Welpen proportional entwickeln. Prüfen Sie, ob die Ohren sauber und die Augen die richtige Form aufweisen und frei von Trü- bungen sind.
Eine ausgeglichene Hinterhand
besteht beim Ausdauertraber auch
aus etwa drei gleich langen Teilen
von Oberschenkel, Unterschenkel und
Hintermittelfuß.
Parallel
verlaufende
U-förmige
Hinterläufe
Hackeneng
gestellte
Hinterhand
Gelenke
drehen aus
Oberschenkel
Unterschenkel
Sprunggelenk
soll stabil sein
Hintermittelfuß
senkrecht
Knie weder ein-
noch auswärts
drehend
Die Hinterhand
Bei der Hinterhand sollten Sie auf das Verhältnis von Sitzbeinhöcker zu Kniege- lenk und von Kniegelenk zu Sprunggelenk achten. Auch hier sollten Oberschenkel und Unterschenkel aus etwa je gleich lan- ________
gen Teilen bestehen, um bei einem Traber ein gutes Zusammenspiel der Gelenke zu gewährleisten. Achten Sie auf ausgewoge- ne Winkelungen, die weder zu steil noch zu überwinkelt erscheinen. Oberschenkel ________
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1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
und Unterschenkel sollten gut bemuskelt sein. Prüfen Sie die Stabilität der Sprung- gelenke und die Form der Pfoten. Auch die Beckenform sollte, besonders bei Hün- dinnen, zunehmend Beachtung finden. Ein ausgewogenes Becken ist wichtig für eine spätere problemlose Geburt. Ist das Becken zu eng, kann das für Geburtsschwie- rigkeiten sorgen. Bei manchen Rassen, wie beispielsweise den Französischen Bulldog- ________
gen, kommt es gehäuft zu Kaiserschnitten. Der Welpe passt im Extremfall wegen sei- nes zu großen Kopfes nicht durch den Ge- burtskanal. Züchten Sie nicht mit Hunden, die aufgrund anatomischer Schwierigkeiten keine natürliche Geburt vollziehen können. Die meisten Zuchtordnungen sehen einen Zuchtausschluss nach zweimaligem Kaiserschnitt vor.
Das Gangwerk
Das Gangwerk wird bei Welpen noch nicht beurteilt. Jedoch ist ein Welpe, der gerne steht und nicht so viel hopst wie etwa seine Geschwister, vermutlich der anatomisch ausgeglichenere. Stehen mit anatomischen Schwächen ist schwierig für einen kleinen Welpen.
Ihre Welpen, besonders, wenn Sie später ________
Großes vor sich haben, sollten sehr kri- tisch und in einem neutralen Umfeld beurteilt werden. Soll der Hund ein- mal ein Wassersportler werden, weil er beispielsweise im Rettungsdienst ein- gesetzt wird, ist es wichtig, auf keinen Fall einen Welpen mit sogenanntem Schafshals zu nehmen. Dieser Hals wird durch zu lange und/oder lose Bänder verursacht und bietet beim Zurück- biegen (bitte unbedingt sanft und vor- sichtig vorgehen) keinen Widerstand, sodass der Kopf auf dem Rücken auf- liegt. Diese Hunde können aufgrund ihrer anatomischen Schwäche in der Kopf-Hals-Linie nicht gut und ausdau- ernd schwimmen. Agility-Profis müs- sen eine ausgewogene Vorder-und Hinterhand mit sehr guten Winkelun- gen besitzen, um aus dem Sprung her- aus richtig auffußen zu können. Haben diese Hunde anatomische Defizite, ________
wird im Extremfall das nächstgelegene Ge- lenk diese Defizite ausgleichen wollen und mit der Zeit können Erkrankungen die Folge sein. Vermeiden Sie bitte auch unbedingt eine Übertypisierung, sprich eine Übertrei- bung einzelner Merkmale. Die körperlichen Anlagen sollten ausgeglichen sein.
Bewegung bei Gliedmaßenstellung:
Hackeneng
Pfoteneneng
Parallel
Gute Schrittweite
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1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
Fazit zu Anatomie
und Gesundheit
Im Optimalfall können Sie Ihren Welpen oder auch die Mutterhün- din (vor der Trächtigkeit) sowie den Rüden anatomisch begutachten. Denn auch Anatomie vererbt sich! Gehen Sie auf Kuschelkurs, tasten Sie wichtige Körperregionen ab, prüfen Sie die Bemuskelung und beobachten Sie das Gangwerk (beim erwachsenen Hund) und den freien Stand.
In der Ahnentafel Ihres poten- ziellen Hundes ist zu prüfen, ob ________
die Ahnen einen konstanten Phänotyp und Gesundheitsstatus aufzeigen. Ihr ge- ________
wünschter Zuchthund kann nur diejenigen Gene weitergeben, die er selbst geerbt hat. Sind die Elterntiere nur zufälligerweise gut geraten, sind die Chancen auf gute Nacht- ________
zucht geringer, als wenn sich die »Qualität« in Gesundheit und Phänotyp auf die letzten fünf Generationen erstreckt.
Rutenformen
Wesensbezogene Gesundheit
Eine Grundvoraussetzung für ein ent- spanntes Miteinander ist ein gesundes We- sen. Überängstliche oder aggressive Hunde werden niemals die gleiche Lebensqualität erreichen, die ein wesensfester und ent- spannter Hund hat. Unsere Welpenkäufer wünschen sich Hunde für den Alltag. Sie möchten ihre Rassehunde überall mit hinnehmen und verschiedenen Artgenos- sen vorstellen können. Ein Hund, der nicht mit seiner Umwelt vereinbar ist, wird sich schwer mit unserem Alltag arrangieren.
Es gibt Hinweise darauf, dass sich Wesen vererbt. Wie hoch die Heritabilität (Vererb- barkeit) ist, kann nur geschätzt werden. Fakt ________
ist, dass der Stress der Mutterhündin unmit- telbar Einfluss auf die noch nicht geborenen Welpen im Mutterleib haben kann. Auch Auch Umwelteinflüsse wie dunkle Keller oder fehlender Kontakt zu Menschen und Artgenossen in der Entwicklung können zu schweren Verhaltensstörungen führen.
Das Wesen eines Hundes
ist entscheidend für seine
Lebensqualität!
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1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
Checkliste für die Auswahl Ihres ersten Zuchthundes
Schauen Sie sich den Züchter und das Umfeld, in dem die Welpen aufwachsen, ge-
nau an.
Prüfen Sie Mutterhündin und Rüde auf Verhaltensauffälligkeiten wie Angst, Unsi-
cherheit oder übersteigerte Aggression.
Beobachten Sie die Entwicklung der direkten Verwandtschaft und Nachkommen.
Wächst Ihr Hund im Familienverbund auf oder werden die Welpen isoliert?
Wird er innerhalb des kompletten Rudels aufgezogen?
Gibt es Auffälligkeiten unter den Rudelmitgliedern?
Haben Sie einen Welpen ins Auge gefasst, prüfen Sie, wie er sich Fremden gegen-
über verhält. Ist er sicher oder ängstlich?
Wie geht der Welpe mit seinen Geschwistern um?
Welpentest nach William E. Campbell
Hunde mit Verhaltensstörungen gehören nicht in die Zucht. Ein Zuchthund sollte vor Einsatz einen Wesenstest absolvieren.
William E. Campbell entwickelte einen Welpentest, den man mit sechs Wochen durchführen soll. Der Anwender hat laut Aussage des Erfinders eine Einschätzung über die verschiedenen Verhaltensveranla- gungen der Welpen zu erwarten. Sie sollen auf diese Weise eine Einschätzung über das Temperament, die soziale Kompetenz, das Spielverhalten, das Assoziationsvermögen, die Dominanz und die Fähigkeit zur Reizver- arbeitung bekommen. Mittlerweile besteht bei den meisten Verhaltensforschern Einig- keit darüber, dass diese Welpentests keine verlässlichen Aussagen über die Verhaltens- entwicklung der Hunde treffen können.
Deshalb sei vorab gesagt, dass dieser Test ________
zwar eine grundsätzliche Einschätzung der Verhaltensanlagen zu diesem Zeitpunkt darstellt (Momentaufnahme), für die wei- tere Entwicklung dieser Anlagen sind die Ergebnisse aber nur bedingt zu berück- sichtigen. Die Persönlichkeitsentwicklung passiert nicht einfach in den ersten zehn Wochen eines Welpen. Sie ist vielmehr ein komplexer Vorgang, den mehrere Gege- benheiten beeinflussen können. Trotzdem können die Ergebnisse aufschlussreich sein und bei der Wahl der passenden Unterkunft hilfreich werden.
Da insbesondere der Wesenszug der Ängstlichkeit wohl einen hohen Erblich- keitsanteil mit sich bringt, können Sie womöglich überaus furchtsame Hunde he- rauskristallisieren.
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1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
Bei allen Beobachtungen darf nicht außer Acht gelassen werden, dass spätere Lerner- folge oder Erfahrungen die Hunde wesent- lich formen. Deshalb kann ein Züchter zwar die Grundlagen für eine gute Entwicklung schaffen, jedoch trägt der Besitzer einen wesentlichen Teil der Wesensformung mit. Viele Besitzer sind überrascht, wenn sich der einst so selbstsichere Welpe zu einem Ner- venbündel entwickelt. Gerade er hatte doch ________
so gute und stabile Testergebnisse! Bei den meisten unserer Welpen konnten wir bei der Entwicklung ihres Temperaments eine Ver- bindung zwischen der Welpenzeit und der weiteren Entwicklung herstellen. Doch gab es auch den ein oder anderen »Ausreißer«, der hier beim Züchter noch unscheinbar wirkte, ohne Geschwister im neuen Zuhau- se aber plötzlich über sich hinauswuchs.
Bewertungsbogen für die Praxis
1.
Wie reagiert der Welpe auf fremde Menschen?zurückhaltend oder vorsichtig nimmt Kontakt auf ist sehr forsch ist ängstlich oder panisch
2.
Wie reagiert der Welpe auf das Spiel mit dem Menschen, zum Beispiel mit einem in- teressanten Spielzeug? ist aufgeschlossen kooperiert mit dem Menschen ist nicht interessiert ist überfordert
3.
Wie reagiert der Hund, wenn Sie unter verschiedenen Bechern intensiv duften- de „Jackpot-Leckerchen“ verstecken?
interessiert sich sehr stark für das Futter
entwickelt eine Strategie, um an das Futter zu gelangen
der Hund zeigt vorerst
Interesse, lässt aber schnell ab
der Hund interessiert sich nicht für das versteckte
Futter
4.
Zeigt der Welpe bei Wiederholung des vorangegangenen Tests die Verhaltensweisen
erneut? ja
nein
5.
Wie reagiert der Welpe auf ein unvorhergesehenes lautes Geräusch? ängstlich
oder panisch neutral erschrickt sich, kann sich aber sofort wieder beruhigen
ist neugierig
6.
Welches Schmerzempfinden zeigt der Hund durch kurzes Zwicken? sehr empfind-
lich, versteckt sich und wird panisch
empfindlich
schnappt zurück
leichte
Reaktion neutral keine Reaktion
7.
Wie reagiert der Welpe, wenn er auf einem erhöhten Möbelstück steht? (Bitte gut
absichern, damit der Welpe nicht herunter fällt!) will sofort hinunter springen
ist neugierig bewegt sich langsam bewegt sich schnell ist zurückhaltend
ist ängstlich oder panisch
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1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
8.
Wie reagiert der Welpe, wenn er liebevoll, aber bestimmt auf den Rücken gedreht
wird? wehrt sich heftig
schnappt knurrt wehrt sich anfangs, beruhigt
sich aber beschwichtigt bleibt ruhig gibt auf schläft ein
9.
Wie reagiert der Welpe, wenn Sie ihn vor sich auf den Boden setzen, sich etwa fünf bis zehn Schritte von ihm entfernen und ihn dann freudig zu sich locken? kommt
zügig und ohne Ablenkung kommt, aber legt mäßiges Tempo an den Tag ist
abgelenkt, kommt aber letztendlich trotzdem ist abgelenkt und beschäftigt sich
mit anderen Dingen ist zurückhaltend, bleibt ruhig sitzen und wartet ist scheu
und erschrickt sich vor dem Ruf der Person ergreift die Flucht
10.
Wie reagiert der Welpe, wenn Sie ihn in die Hand nehmen und ein paar Zentimeter über dem Boden „hängen“ lassen? Stützen Sie dabei den Brustkorb. wehrt sich
heftig wehrt sich etwas, gibt aber dann auf hängt angespannt in der Luft
hängt entspannt in der Luft
Fazit zu Wesensmerkmalen
Für Welpen, die besonders schmerzemp- findlich sind, sollten Sie keine Familie mit kleinen Kindern vorsehen. Hier könnte es nämlich durchaus passieren, dass die Kinder versehentlich auf eine Pfote treten oder sich am Fell festhalten. Welpen, die keinen Spiel- trieb zeigen, sind womöglich weniger für Menschen geeignet, die sich einen Arbeits- hund wünschen. Schnappt oder knurrt der Welpe in irgendeiner Situation, sollte bereits der Züchter diesem Verhalten auf den Grund gehen und gegebenenfalls durch gezieltes Training entgegenwirken. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und werden ausführ- lich anhand guter Anleitungen in Büchern, wie zum Beispiel Fit for Life von Zulch und ________
Mills vermittelt. In jedem Fall benötigt man die Fähigkeit, Hunde gut lesen zu können, wenn man diesen Test selbst durchführen möchte. Alternativ gibt es Hundetrainer, die Sie mit der Durchführung des Welpentests beauftragen können. Der beste und sichers- te Welpentest bleibt jedoch immer noch die stetige und langfristige Beobachtung durch den Züchter. Das Temperament kann tages- formabhängig schwanken. Setzen Sie sich in den Spielphasen dazu und notieren Sie Auffälligkeiten genau. So bekommen Sie schnell einen Eindruck, welches Potenzial in den kleinen Köpfchen schlummert.
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1. Die drei Grundkriterien zur Auswahl von Zuchthunden
Genetische Gesundheit
Glücklicherweise leben wir im Zeitalter der Biotechnologie. Im Grunde gehören auch die beiden vorher genannten Bereiche Anatomie und Wesen aufgrund des Erblich- keitsanteils in gewisser Weise zum geneti- schen Bereich. Die verfügbaren Gentests machen bereits eine gezielte bereichsbezo- gene Selektion ohne unnötigen Verlust der Genvielfalt innerhalb der Population mög- lich. Manche genetischen Dispositionen las- sen sich leider noch nicht vollumfänglich darlegen. Es gibt zwar bereits viele Mög- lichkeiten, Dispositionen zu testen, jedoch machen es komplexe Erbvorgänge den Ge- netikern schwerer, alle Krankheitsursachen zu definieren und die daran beteiligten Gene zu identifizieren. Um die genetische Gesundheit in der Zucht zu beeinflussen, gibt es verschiedene Ansatzweisen.
Grundlagenwissen zur
Genetik
Genetik steht für Vererbungslehre und ist ein Teilgebiet der Biologie. Sie befasst sich mit der Weitergabe von Erbanlagen sowie mit den Gesetzmäßigkeiten von erblichen Merkmalen. Verantwortlich für alle Erbanla- gen ist die DNA, die chemische Grundsub- stanz der Chromosomen. Sie ist einzigartig bei jedem Individuum.
Wenn wir eine Verpaarung planen, wer- den vorab Inzuchtkoeffizient und Ahnenver- lustkoeffizient berechnet. Mehr zu diesem Thema finden Sie ab S. 29. Außerdem prü- fen wir, ob die zukünftigen Elterntiere alle notwendigen Gentests und Untersuchun- gen absolviert haben. Wir schauen uns die ________
Röntgenbild einer zuchttauglichen
Hüfte mit dem Ergebnis A – frei von
Hüftgelenksdysplasie.
Geschwister an und beobachten die vor- handene Nachzucht.
Informieren Sie sich bei Ihrem Rassever- band, welche Pflichtuntersuchungen für Ihre Rasse vorgeschrieben sind und welche freiwilligen Untersuchungen Sie zusätzlich machen können. Ein Züchter sollte zudem über ein gewisses Grundwissen über Gene- tik verfügen.
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