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Titel der englischen Originalausgabe: Family Friendly Dog training. A Six Week Program for You and Your Dog

© 2006 by Dog’s Best Friend, Ltd., USA

Aus dem Englischen übertragen von Gisela Rau

Titelbild und alle Illustrationen: Heinz Grundel

© 2008 für die deutsche Ausgabe
KYNOS VERLAG Dr. Dieter Fleig GmbH, D-54552 Nerdlen/Daun
www.kynos-verlag.de

3. Auflage 2011
eBook-Ausgabe der Printversion 2012

ISBN-eBook: 978-3-942335-74-4
ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-938071-49-6

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Für Lassie & Keanu

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

WOCHE 1

Guter Hund!

Ein Wort zu Leckerchen

Übungen für diese Woche

Das Namensspiel

Sitzen auf Kommando. Locken und Belohnen

»Hier!« Kommen auf Zuruf

Das Handwerkszeug

Aufgaben für diese Woche

WOCHE 2

Kommunikation

Es liegt nur an Ihnen!

Übungen für diese Woche

Wir üben das »Sitz«-Signal – mit dem Hund und Ihnen als Schüler

Das Namensspiel

Hinlegen

Pfoten unten lassen

Komm

Bleib

Aufgaben für diese Woche

WOCHE 3

Oh je! Wenn Ihr Hund sich daneben benimmt

Übungen für diese Woche

Pass bitte auf!

Sitz und Platz

Hier

Bei Fuß gehen

Bleib

Und wer bestärkt Sie?

Aufgaben für diese Woche

WOCHE 4

Wem gehört eigentlich dieses Haus?

Der Dominanz-Irrtum

Übungen für diese Woche

Das Aufmerksamkeitsspiel

Pfoten unten lassen

Bei Fuß gehen

Lass es

Warte

Aufgaben für diese Woche

WOCHE 5

Spielen, Spielen, Spielen!

Bringen Sie Ihrem Hund Apportieren bei

»Nimms« und »Aus«

Zerrspiele

Sie sind kein Hundespielzeug

Wuff der Wunderhund lernt Tricks

Übungen für diese Woche

Sitz und Platz

Das Namensspiel

Lass es

Bleib

Pfoten unten lassen

Bei Fuß gehen

Hier, Aufmerksamkeitsspiel, Warte

Aufgaben für diese Woche

WOCHE 6

Sind wir jetzt am Ziel?

Wie gut ist gut genug?

Übung macht wirklich den Meister (jedenfalls fast!)

Übungen für diese Woche

Das Namensspiel

Lass es

Pfoten unten lassen

Bei Fuß gehen

Bleib

Hier

Warte

Aufgaben für diese Woche

Wissen ist nicht alles

Und was kommt als Nächstes?

Buchempfehlungen der Autorinnen

Einleitung

»Lassie! Lauf runter zur Scheune und hol Timmy! Aber nicht zur kleinen Scheune, sondern zur großen auf der Nordseite! Und beeil dich – ein Sturm zieht auf!«

Falls Sie selbst nicht alt genug sind, um sich an die Fernsehserie mit dem Wunderhund Lassie zu erinnern, haben Sie garantiert zumindest von ihr gehört – von dieser wunderschönen Langhaar Collie Hündin, die alles tat, worum man sie bat, und das offenbar auch noch ohne jedes Training. Lassie kam immer, wenn sie gerufen wurde, sprang niemals an Tante Polly hoch und machte niemals ins Haus. Ach ja, Lassie – wenn doch nur alle Hunde von Anfang an so wären wie sie: Sie verstehen automatisch Deutsch, können unsere Gedanken lesen und sind vor allem jederzeit willens, das zu tun, worum wir sie bitten – und das nur aus dem einfachen Grund, weil wir das so wollen.

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Lassie, das Vorbild aller Hunde?

Lassie war eine Schauspielerin

Wie wir alle wissen war Lassie eigentlich gar kein Familienhund, und ihr Verhalten lässt sich nicht mit dem unserer eigenen Hunde vergleichen. Die vierbeinigen Fellbälle mit den leuchtenden Augen zu unseren Füßen sind nicht von Natur aus mit einem Softwareprogramm ausgestattet, das tadellosen Gehorsam garantiert und wurden auch nicht zusammen mit einem Fernsehregisseur geliefert, der es schafft, jeden Hund wie einen Star aussehen zu lassen. Wir mögen unsere Hunde vielleicht wie Familienmitglieder betrachten, aber sie sind keine kleinwüchsigen, bepelzten Menschen und haben oftmals keine Ahnung, was wir von ihnen wollen. Davon einmal abgesehen: Selbst wenn sie bepelzte Menschen wären – wie viele Menschen tun alles, worum wir sie bitten?!

Betrachten Sie unsere Erwartungen einmal aus der Sicht der Hunde: Schulter an Schulter mit dem Menschen langsam den Bürgersteig entlanggehen? Was? Wir Hunde gehen so nicht zusammen, das ist einfach albern. Ich soll ein Eichhörnchen ignorieren, das vor meiner Nase quer über den Weg flitzt? Warum um alles in der Welt sollte ich das tun? Hinsetzen, wenn Besucher an der Haustür klingeln? Wie unhöflich! Höfliche Hunde begrüßen einander, indem sie sich gegenseitig die Lefzen lecken! Ein guter Hund muss also nach oben springen, um diese unbequem hoch angebrachten Münder küssen zu können.

Weil Hunde also nun einmal nicht von Geburt an die Regeln der menschlichen Gesellschaft kennen, wir aber so viel von ihnen erwarten, liegt es an uns, sie gute Manieren zu lehren und auf Aufforderung das zu tun, was wir von ihnen möchten. Und wir müssen sie vor allem lehren, dass es Spaß macht, auf uns zu achten. Das ist eine ganz gute Aufgabenbeschreibung für Sie als Hundebesitzer: Helfen Sie dem Hund zu verstehen, was Sie von ihm wollen und tun Sie das so, dass es Ihnen beiden Freude und Erfüllung bringt.

Und das bringt das Lebewesen am anderen Ende der Leine ins Spiel – Sie. Auch Sie sind nicht von Natur aus vorprogrammiert: Warum sollten Sie automatisch wissen, wie man Hunde erzieht, nur, weil Sie Hunde mögen? Wenn Sie in dieser Angelegenheit Anfänger sind, ist es ein bisschen so, als würde man jemand auf ein junges, noch ungerittenes Pferd setzen, der noch nie im Leben im Sattel gesessen hat. Kein Wunder, dass nicht immer alles glattgeht. Wie man Hunde erzieht, wissen Sie von Natur aus genauso wenig, wie Sie von Natur aus Basketball spielen können. Seien Sie also nicht zu streng mit sich selbst, wenn sich die Lernkurve gelegentlich etwas steil anfühlen sollte. Hundetraining verlangt genau wie eine neue Sportart Wissen, Übung und einen guten Coach.

Die gute Nachricht ist, dass Hundetraining keine beinharte Wissenschaft ist. Schon ein kleines bisschen praktische Übung kann sehr viel dazu beitragen, dass Sie eine fröhliche, liebevolle Beziehung zu Ihrem Hund aufbauen. Glückliche, gut erzogene Hunde haben Besitzer, die klar und konsequent sind und die Geduld und Wissen einsetzen, um ihnen gute Manieren beizubringen. Dieses Buch möchte Hundefreunden zeigen, wie sie humane, effektive Erziehungsmethoden so mit Kenntnissen zum Hundeverhalten kombinieren können, dass sie gehorchende Hunde bekommen – selbst dann, wenn ein Eichhörnchen über den Weg flitzt. Die folgenden Kapitel werden Ihnen dabei helfen, Ihrem Hund die Grundlagen wie Sitz, Platz, Herkommen und Bleiben beizubringen. Wir hoffen aber, dass sie noch mehr als das tun. Unser eigentliches Ziel ist es, Ihre Fähigkeit zur Verständigung mit Ihrem besten Freund so zu verbessern, dass Ihre Beziehung für viele Jahre schöner und glücklicher wird.

Dieses Handbuch ist auf der Struktur eines Sechs-Wochen-Plans aufgebaut. Es lässt sich entweder als Begleitbuch zu einem Hundeschulkurs oder auch zum selbstständigen Arbeiten einsetzen. Jedem Kapitel folgt eine Woche Training. Es enthält jeweils zu Beginn ein Thema von allgemeinem Interesse und die Übungen für jede Woche zum Schluss. Das Buch ist so gedacht, dass Sie ein Kapitel pro Woche lesen und jeweils eine Woche lang an den Übungen arbeiten können. Aber fühlen Sie sich frei, ganz nach Lust und Laune vorzugehen – Sie können auch alle Hauptthemen auf einmal durchlesen oder pro Woche nur an einer Übung wie zum Beispiel dem Kommen auf Zuruf arbeiten.

Natürlich wird Ihr Hund nach sechs Wochen nicht perfekt erzogen sein. Sie werden dann aber alle Voraussetzungen haben, um an denjenigen Übungen weiterzuarbeiten, die für Sie wichtig sind. Egal, ob Sie in einer Hundeschule oder zuhause arbeiten: Den meisten Nutzen werden Sie aus diesem Buch ziehen, wenn Sie die Lektionen mehrmals über den Tag verteilt in kurzen Einheiten üben, Ihrem Hund viel Lob und Belohnung geben, wenn er etwas richtig gemacht hat (besonders zu Beginn des Trainings!) und wenn Sie sich stets fragen, ob Ihr Hund auch in der Lage ist, Ihrem Wunsch nachzukommen. Auf lange Sicht werden Sie einen wesentlich besser erzogenen Hund haben, wenn Sie ihn von Anfang an auf sicheren Erfolgskurs bringen anstatt Situationen zu schaffen, in denen er Fehler machen kann. Natürlich kann kein Buch alles enthalten, was es über Hundeerziehung und Hundeverhalten zu wissen gibt.

Trotzdem haben Aimee und ich unser Bestes getan, um das unserer Meinung nach Wichtigste zusammenzufassen, und zwar in einem Format, das für »normale« Hundehalter, die nicht ihren Beruf aufgeben und Profi-Trainer werden wollen, zugänglich und »verdaulich« ist.

Glückwunsch also: Wenn Sie dieses Buch aufblättern, brechen Sie und Ihr Hund zu einer gemeinsamen Reise auf – zu einem Abenteuer, das Ihnen beiden hoffentlich viele Jahre lang Glück und Freude bringt.

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Guter Hund!

Das Positive an der positiven Bestärkung

Vor zwölf Jahren hatte ich mich einmal bereit erklärt, für ein paar Wochen eine einjährige Border Collie Hündin bei mir aufzunehmen. Sie wurde spät abends gebracht. Als ich sie früh am nächsten Morgen mit den anderen Hunden zusammen hinausließ, jagten als Erstes alle gemeinsam hinter einem Eichhörnchen her den Hügel hinauf. Ich weiß nicht mehr was ich mir dabei dachte, als ich sie beim Namen rief, wie sie da so hinter den anderen Hunden herflitzte und sich ganz flach machte, um schneller zu sein. Jedenfalls drehte sie in der Luft um, als ich es tat, und kam in Höchstgeschwindigkeit zu mir gerannt. Schwupps, drehte sie ihren feinen kleinen Körper neben mich und setzte sich, ihre Schulter an mein Bein gedrückt, sah zu mir auf und grinste. Kein Wunder, dass ich beschloss, sie zu behalten – ein Hund, der ohne irgendwelches Training sofort auf Zuruf kommt? Wahnsinn. Ich taufte sie in Lassie um, was ja wohl auch passte. Sie schläft gerade zu meinen Füßen, während ich diese Zeilen schreibe und ist heute, mit schon dreizehn Jahren, immer noch eins der besten Dinge, die mir je im Leben passiert sind.

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Trotzdem musste auch meine Lassie lernen, stubenrein zu werden, auf Hundespielsachen anstatt auf Pullovern herumzukauen und Besuchern an der Haustür nicht auf die Schultern zu springen. Als sie kam, hatte sie eine ganze Reihe von Zwangsstörungen, Angst vor fremden Männern und beherrschte eine ausgetüftelte Expertenversion von »Fang mich doch, wenn ich ein Geschirrtuch im Maul habe«.

So wunderbar sie auch war: Meine Lassie brauchte noch jede Menge Trainings- und Erziehungsarbeit, und dazu brauchte sie mich. Ohne Training hätte sie ihrer berühmten Namensvetterin aus dem Fernsehen wohl keine allzu große Ehre gemacht. Aber weil ich mit einer Trainingsmethode arbeitete, die uns beiden einen Heidenspaß machte, ist sie heute eine echte Musterbürgerin. Diese Art des Trainings heißt positive Bestärkung. Sie lehrt Hunde auf sanfte und freundliche Art, dass es sich lohnt, das vom Menschen Gewünschte zu tun. Das Grundprinzip ist simpel: Hunde lernen, dass gute Dinge geschehen, wenn sie sich auf Kommando hinsetzen oder auf Zuruf kommen. Folglich werden sie es wieder tun. Positive Bestärkungen – wie zum Beispiel Leckerchen, Bauchkraulen oder Fangenspielen – sind Dinge, die bei Ihrem Hund den Wunsch wecken, eine Aktion wiederholen zu wollen. Egal, ob diese Aktion bedeutet, angeleint neben Ihnen herzugehen oder sich ruhig hinzusetzen, wenn Gäste an der Haustür klingeln.

Positive Bestärkung hat viele Vorteile.1 Sie macht das Training für alle Beteiligten, den Trainer und den Trainierten, zu einer fröhlichen Angelegenheit. Dieser Vorteil ist bei weitem nicht trivial: Je mehr Spaß etwas macht, desto mehr werden Sie sich damit beschäftigen und desto besser wird Ihr Hund sich benehmen. Anstatt Ihrem Hund beizubringen, Angst vor Ihnen zu haben (wie das bei auf Zwang basierenden Erziehungsmethoden häufig passiert) wird er lernen, dass das Zusammensein mit Ihnen Spaß macht, dass Sie fair sind und dass man sich auf Sie verlassen kann – auch wenn Sie leider nur zwei Beine haben und den größten Teil Ihres Fells verloren haben. Positive Bestärkung ist ein toller Weg zu einem Hund, der verlässlich tut, was man ihm sagt anstatt verzogen nur das zu tun, was und wann er es möchte.

Positive Bestärkung ist die anwenderfreundlichste aller Trainingstechniken. Herausragendes Hundetraining braucht sehr viel Wissen und Fähigkeiten, aber für gutes Hundetraining reicht ein grundsätzliches Verständnis davon, wie man Bestärkungen einsetzt, ein wenig Wissen darüber, wie ein Hund die Welt sieht und der Wunsch, eine gute Beziehung zu Ihrem Hund aufzubauen. Wenn Sie diesen Wunsch haben, werden wir den Rest beisteuern. Am Ende unseres Lernprogrammes, in nur sechs kurzen Wochen, werden Sie auf dem allerbesten Weg sein, einen höflichen und glücklichen Hund zum besten Freund zu haben.

Der Hund weiß es am besten

Für den richtigen Einsatz von positiver Bestärkung gibt es ein paar Schlüsselfaktoren. Einer davon ist: Ihr Hund definiert, was ihn bestärkt – nicht Sie. Auf der Packung des Hundekuchens aus dem Supermarkt mag zwar stehen, dass alle Hunde ihn lieben, aber möglicherweise hat Ihr Hund dieses Etikett gerade nicht gelesen. Vielleicht glauben Sie auch, dass Ihr Hund es mag, wenn Sie ihn auf den Kopf tätscheln, aber die meisten Hunde sind nicht gerade vernarrt in diese Art des Streichelns. Aber keine Sorge: Sie können sich darauf verlassen, dass Ihr Hund Ihnen sagt, was er wirklich gerne mag – Sie müssen nur hinsehen und genau auf seine Reaktionen achten. Das klingt banal, aber Anfänger in Sachen Hundetraining machen oft den Fehler, die lustlosen Reaktionen ihrer Hunde nicht zu bemerken. Schauen Sie also genau hin, wenn Sie Ihren Hund belohnen. Wenn er seinen Kopf wegdreht oder sogar weggeht, ist er vermutlich nicht gerade begeistert von dem, was Sie gerade tun. Wenn er aber nah bei Ihnen bleibt und nach mehr bettelt, dann Bingo! Sie haben etwas gefunden, für das er in Zukunft gerne arbeiten wird.

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Ein Schlüsselfaktor für den richtigen Einsatz von positiver Bestärkung ist: Ihr Hund definiert, was ihn bestärkt – nicht Sie.

Timing ist alles

Ein weiterer wichtiger Aspekt für den Einsatz positiver Bestärkung ist das Timing. Die Bestärkung muss unmittelbar nach der Aktion kommen, die Ihr Hund wunschgemäß ausgeführt hat. Wenn Sie »Sitz« verlangt haben und er sich hinsetzt, muss er innerhalb einer halben Sekunde nach der Bewegung etwas be – kommen, das ihn glücklich macht. Wenn Hunde etwas auf Aufforderung hin richtig gemacht haben, neigen wir Menschen gerne dazu, sie anschließend erst einmal zwei oder drei Sekunden lang anzuschauen. Ich bin ziemlich sicher: Wenn Hunde sprechen könnten, würden sie sich beklagen, dass genau das sie wahnsinnig macht. »Warum starren die mich so an? Hätte ich etwas anderes tun sollen? Sollte ich mich etwa nicht hinsetzen?« Denken Sie daran: Ihr Hund sucht bei Ihnen immer nach Antworten. Es liegt an Ihnen, ihm klare Rückmeldungen innerhalb angemessener Zeit zu geben. Erziehen Sie sich selbst dazu, sofort nach einer richtigen Reaktion Ihres Hundes ein Leckerchen zu geben und Sie werden erstaunt sein, wie schnell Ihr Hund etwas Neues lernen kann.

Sekundäre und primäre Bestärkung

An dieser Stelle lohnt es sich, eine Minute lang innezuhalten und kurz über zwei verschiedene Arten der Bestärkung zu sprechen. Dinge wie Futter oder Fangenspielen nennt man »primäre Bestärker«, weil sie dem Hund von sich aus ein gutes Gefühl verschaffen. Pavlov musste seine Hunde nicht erst auf das Absondern von Speichel konditionieren, wenn er mit Fleisch ins Labor kam und Sie müssen Ihrem Hund nicht beibringen, sich zu freuen, wenn er von Ihnen ein Stückchen Huhn bekommt.

Wenn etwas, das wir für unsere Hunde tun, aber erst mit etwas anderem in Verbindung gebracht werden muss, um als Bestärkung wirksam zu sein, dann nennt man das einen »sekundären Bestärker«. Stimmlob ist ein gutes Beispiel für einen sekundären Bestärker, denn viele Hunde müssen erst lernen, sich gut zu fühlen, wenn wir etwas Nettes zu ihnen sagen. Das ist eigentlich logisch, wenn man einmal darüber nachdenkt. Warum sollten zufällig aus unserem Mund kommende Laute unsere Hunde automatisch glücklich machen? Sie mögen sich ja vielleicht gut dabei fühlen, wenn Sie »Gutes Mädchen!« sagen, Ihr Hund aber nicht unbedingt. Klar hätten wir es alle gerne, dass unsere Hunde zu unseren Füßen nur so dahinschmelzen, aber schöne Worte alleine sind oft noch nicht genug, damit das passiert.

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Benutzen Sie zum Loben immer das gleiche Wort.

Dafür ist es aber einfach, einen Hund auf ein Wohlgefühl zu konditionieren, wenn wir ihn loben. Denken Sie sich als Erstes ein Lobwort aus, das Sie in Zukunft konsequent gebrauchen werden. Sie können »Gut!« oder »Brav!« oder »Ja!« sagen, das ist egal – benutzen Sie nur jedes Mal das gleiche Wort und sprechen Sie es auch immer gleich aus. (In diesem Buch heißt es immer »Gut!«, aber das ist nur ein Beispiel. Suchen Sie für sich dasjenige Wort aus, das Sie am meisten mögen). Sagen Sie Ihr Lobwort mehrmals am Tag und stecken dem Hund sofort ein Leckerchen ins Maul. Versuchen Sie, das einige Tage lang jeweils zwei- bis dreimal täglich in kurzen Übungseinheiten fünf- bis zehnmal hintereinander zu wiederholen. Sie können Ihr Lobwort auch dann sagen, wenn Sie Ihrem Hund den Bauch kraulen, wenn er sein Abendessen frisst oder überhaupt immer dann, wenn Sie sicher sind, dass er momentan gerade ein sehr glücklicher Hund ist. Schon in ein paar Tagen wird er es sehr mögen, das Wort »Gut!« aus Ihrem Mund zu hören. Das können Sie nun wunderbar ausnutzen, um ihn dazu zu bringen, künftig gerne Ihren Wünschen nachkommen zu wollen.

Eine weiteres Beispiel für den Einsatz eines sekundären Bestärkers ist das so genannte »Clickertraining«. Diese Methode arbeitet mit einem klickenden Geräusch aus einem in der Hand gehaltenen »Knackfrosch« das als besonders präziser und Aufmerksamkeit erweckender Ersatz für lobende Worte dient. Manche Hundehalter benutzen den Clicker für ihr gesamtes Training, andere nur für bestimmte Teilbereiche wie zum Beispiel Tricks oder Spiele. Das Grundprinzip ist das gleiche: Sie verbinden Ihre Stimme oder den Clicker mit etwas, das Ihr Hund sehr gerne mag, sodass schon bald das Geräusch alleine dem Hund ein gutes Gefühl vermittelt, wenn er es hört.

Ein Wort zu Leckerchen

Arbeit gegen Futter

Futter ist ein wunderbarer Weg, um sich die Aufmerksamkeit eines Hundes zu sichern und außerdem eine gute Möglichkeit, ihn für etwas zu bestärken, das er richtig gemacht hat. Das hat verschiedene Gründe: Futter schmeckt nicht nur gut, sondern riecht auch gut, und gute Gerüche sind im Gehirn Ihres Hundes eng an angenehme Gefühle gekoppelt. Außerdem hat Futter als Bestärker den großen Vorteil, dass Sie es in kleine Stückchen aufteilen, in Ihre Tasche stecken und wiederholt während einer Trainingseinheit einsetzen können.

Vergessen Sie nicht, dass Ihr Hund bestimmt, was ein »gutes« Leckerchen ist und was nicht. Die meisten Hunde mögen intensiv riechende Dinge wie Fleisch oder Käse. Diese Art von Leckerchen schafft es meistens, um gegen Ablenkungen aus der Umgebung im wahrsten Sinne des Wortes »anzustinken«, während die Kekse aus dem Supermarkt hauptsächlich aus Weizen- oder Maismehl bestehen (das ist für Hunde nichts weiter als schlichtweg Gras!) und deshalb kaum verlockend sind. Hundetrainer haben ständig mit Hunden zu tun, die sich angeblich »nichts aus Futter machen«, aber ganz aus dem Häuschen geraten, wenn der Trainer seine eigenen Leckerchen hervorzaubert. Trotzdem gibt es immer wieder einige Hunde, die keine Hundebücher lesen und Süßkartoffeln lieber mögen als Käse. Meine Hündin Pip zum Beispiel tut so gut wie alles für eine grüne Bohne! Nehmen Sie sich also die Zeit, auszuprobieren, was für Ihren Hund eine richtig gute und was eine weniger gute Futterbelohnung ist.

Er ist, was er isst

In den Anfangsphasen Ihrer Trainingsarbeit werden Sie Ihrem Hund schon so einige Leckerchen füttern. Machen Sie also die Stückchen entsprechend klein, für einen mittelgroßen Hund etwa erbsengroß. Wenn Sie sehr viel mit Ihrem Hund trainieren (gut für Sie!), sollten Sie die übrige Fütterung Ihres Hundes mengenmäßig anpassen. Vergewissern Sie sich, dass Sie Ihrem Hund nur bekömmliche Dinge füttern. In Zoofachgeschäften (seltener in Supermärkten) gibt es eine große Auswahl gesunder Hundeleckerlis zu kaufen. Schauen Sie auf die Packungsangaben und suchen Sie nach natürlichen, vollwertigen Zutaten wie zum Beispiel »Rindfleisch« anstatt »tierische Nebenprodukte«.

Sie können auch Ihre eigenen Leckerchen machen: Viele professionelle Trainer schneiden Käse, Hühnchen oder gefrorene Leber klein, um Kosten zu sparen. Oder Sie können sogar Ihren eigenen Leckerchen-Mix für unterwegs kreieren und die besten Stückchen daraus nur für besonders galaktische Leistungen Ihres Hundes reservieren. Bedenken Sie auch hierbei, dass jeder Hund anders ist. Experimentieren Sie und finden Sie heraus, was Ihren Hund besonders glücklich macht und setzen Sie das dann als Belohnung für neue Übungen oder in Umgebungen mit starker Ablenkung ein.

Nein, danke!

Tja, und was ist mit der Sorte Hund, die sich wirklich nichts aus Futter macht, noch nicht mal aus feinstem Filet? Es gibt nicht viele Hunde, auf die das zutrifft. Falls Ihr Hund also eine Futterbelohnung verschmäht, dann fragen Sie sich als Erstes, ob er vielleicht gestresst oder aufgeregt ist oder ob er die Art des Futters nicht sehr motivierend findet. Trotzdem gibt es immer noch einige wenige Hunde, die sich nie mit Futter motivieren lassen, egal wo sie sind oder welche Art von Futter man ihnen anbietet. Sollte das bei Ihrem Hund der Fall sein und er sich wirklich rein gar nichts aus Futter – und sei es noch so gut – machen, dann müssen Sie etwas anderes finden, das er vergöttert und als Belohnung einsetzen. Aber auch dann wenn er Futter mag, sind Sie gut beraten, wenn Sie die Belohnungen variieren und gelegentlich das Leckerli durch Stimmlob oder ausgelassenes Spielen ersetzen. Viele Hunde spielen sehr gerne Ball. Gemeinsames Ballspielen ist eine prima Möglichkeit, einen Hund für seine Aufmerksamkeit oder andere gewünschte Reaktionen zu belohnen. Andere wiederum haben keinen Spaß am Apportieren, lieben aber ihr Quietschespielzeug über alles. Seilzerrspiele können für manche Hunde eine tolle Belohnung sein, solange sie nicht zu übermäßiger Aufregung führen. Manche Jagdhunde werden Futter und Spielsachen ignorieren, aber ihren Kopf wie am Schnürchen gezogen herumschnellen lassen, wenn Sie einen Vogel – flügel aus Ihrer Tasche ziehen (lachen Sie nicht, solche Flügel sind in Fachhandel und Versandkatalogen für Jagdbedarf erhältlich!).

Seien Sie kreativ in Ihren Bestärkungen: Bei einer Trainerin, die gerade weder Leckerchen noch Spielsachen mithatte, wirkte einmal ein gebrauchtes Papiertaschentuch Wunder, das sie dem Hund spontan für ein spektakuläres Kommen auf Zuruf gab. Ich selbst brachte sogar einmal einem Gordon Setter bei, auf mich zu achten, indem ich ein kleines Kügelchen getrockneten Schafsdung vom Boden aufhob und ihm ins Maul warf.2 Ich werde zwar in naher Zukunft nicht mit einer neuen Produktlinie von Hundeleckerchen auf den Markt gehen (»Kötteldrops! Geben Sie Ihrem Hund, was er wirklich mag!«) – aber Sie verstehen die Grundidee: Ihr Hund weiß, was er mag, und es ist Ihr Job, das herauszufinden und zu Ihrem Vorteil einzusetzen.

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Seien Sie kreativ in Ihren Bestärkungen: Was mag Ihr Hund wirklich?

Wann kann ich mit dem Füttern aufhören?

Eins der häufigsten Bedenken zum Belohnen mit Futter ist die Sorge, dass manche Menschen sich vorstellen, sie müssten immer und ständig einen Kühlschrank voller Leckerchen mit sich schleppen, damit sie ihre Hunde zum Gehorchen bringen. Das Schöne am Arbeiten mit Bestärkungen ist aber: Sie können sie aus Ihrem Repertoire streichen, sobald Ihrem Hund das neue Verhalten zur Gewohnheit geworden ist. Oder sagt Ihnen jedes Mal jemand, was für ein gutes Mädchen oder ein guter Junge Sie sind, nachdem Sie »danke« oder »bitte« gesagt haben? Sie sagen aber trotzdem »bitte« und »danke«, weil es Ihnen so zur Gewohnheit geworden ist, dass Sie gar nicht mehr darüber nachdenken. Den gleichen Lauf der Dinge werden Sie in der Hundeerziehung beobachten – wenn Sie erst einmal gute Angewohnheiten geschaffen haben, müssen Sie keine Futterbelohnungen mehr geben. Wir haben unseren Hunden schon seit Jahren kein Leckerchen mehr dafür gegeben, dass sie ein simples »Sitz!« ausführen. Natürlich sagen wir ihnen dafür hin und wieder danke in Form eines Lobs wie »Gut!«, aber wir müssen kein Futter mit uns herumtragen – es sei denn, wir üben gerade etwas Neues. Wir werden später noch genauer darüber sprechen, ab wann Sie die Futterbelohnung seltener geben können. In diesem Stadium ist es aber unbedingt wichtig, die positiven Bestärkungen großzügig für jede neue Übung oder bei jedem Training unter Ablenkungen zu vergeben.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf ist es nun Zeit, endlich mit einigen Übungsaufgaben zu beginnen. Beginnen wir mit dem Naheliegendsten: Was könnte wichtiger sein, als dass Ihr Hund seinen Namen kennt?

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Das Schöne am Arbeiten mit Bestärkungen ist: Sie können sie aus Ihrem Repertoire streichen, sobald Ihrem Hund das neue Verhalten zur Gewohnheit geworden ist.

Übungen für diese Woche

Das Namensspiel

Was heißt hier »Molly«?!

Eins der sinnvollsten Dinge, die Sie diese Woche tun können, ist: Denken Sie darüber nach, wie Sie den Namen Ihres Hundes gebrauchen. Fragen Sie sich dazu als Erstes, wie Menschen untereinander ihre Namen gebrauchen. Wenn Sie jemand bei seinem Namen rufen, möchten Sie seine Aufmerksamkeit, oder? Und sobald der Angesprochene Ihnen diese Aufmerksamkeit geschenkt hat, stehen Sie nicht etwa da und starren ihn an, sondern Sie stellen ihm eine Frage oder teilen ihm etwas mit, das er Ihrer Meinung nach wissen sollte. Genauso sollten Sie auch den Namen Ihres Hundes einsetzen: Um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Und sobald Sie die haben, müssen Sie etwas damit anfangen.

Bedenken Sie: Es gibt keinen Grund dafür, dass Ihr Hund automatisch seine Nase von dem interessanten Geruch im Gras heben sollte, nur weil Sie gerade ein Geräusch gemacht haben, das wir als »Namen« bezeichnen. Solange wir ihnen nichts anderes beigebracht haben, sind Worte, deren Bedeutung für uns ganz klar ist, für Hunde nichts weiter als Geräusche. Damit sein eigener Name für den Hund bedeutungsvoll wird, können Sie mit ihm das von uns so getaufte »Namensspiel« spielen. Es ist eine der leichtesten Trainingsaufgaben überhaupt, aber es ist so machtvoll, dass es die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Hund erheblich verbessern kann.

Legen Sie sich 15 bis 25 besonders schmackhafte Leckerchen zurecht oder bestücken Sie Ihren Belohnungsbeutel damit und gehen Sie in ein Umgebung, in der Ihr Hund nur wenig von anderen Dingen abgelenkt sein wird. Warten Sie, bis er am Boden herumschnüffelt oder irgendwohin schaut und sagen Sie dann seinen Namen. Falls er nun den Kopf zu Ihnen dreht, sagen Sie sofort »Gut!« und geben ihm ein Leckerchen. Drehen Sie sich dann um und schauen weg oder gehen vielleicht auch ein paar Schritte vor. Warten Sie, bis Ihr Hund sich wieder mit etwas anderem beschäftigt. Sagen Sie dann wieder seinen Namen, loben ihn in dem Moment, in dem er Ihnen den Kopf zuwendet und geben ihm ein weiteres Leckerchen. Wiederholen Sie das vier- oder fünfmal hintereinander und geben Sie ihm für den Fall, dass er sich von etwas ablenken ließ, das ihn besonders interessiert hat, mehr als ein Leckerchen.

Falls Ihr Hund nicht mit Herschauen reagiert, wenn er seinen Namen hört, gehen Sie ein paar Schritte von dem weg, was gerade sein Interesse fesselt und versuchen Sie es dann noch einmal. Überlassen Sie es dem Hund, eine Reaktion zu zeigen, nachdem Sie ihn beim Namen gerufen haben und zwingen Sie ihn nicht etwa dazu. Er wird schneller lernen und später verlässlicher richtig reagieren, wenn er Sie jetzt aus eigenem Antrieb anschaut. Wenn es gar nicht anders geht, klatschen Sie kurz in die Hände oder machen Sie ein interessantes Geräusch, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aber warten Sie nach ein paar Wiederholungen dann wieder erst einmal ab, ob er von sich aus reagiert. Belohnen Sie ihn so schnell wie der Blitz mit Leckerchen, wenn er das tut.

Achtung: So gut wie jedes menschliche Wesen, das je das Licht der Welt erblickt hat, neigt dazu, den Namen wiederholt zu sagen, wenn es beim ersten Mal nicht funktioniert hat: »Molly, Molly, MOLLY!« Wenn Sie aber auf die Achtlosigkeit Ihres Hundes damit antworten, dass Sie seinen Namen wiederholen, bringen Sie ihm lediglich bei, den Namen bis zur zweiten oder dritten Wiederholung zu ignorieren. Konzentrieren Sie sich also diese Woche darauf, den Namen Ihres Hundes nur einmal zu sagen und gehen Sie an einen anderen Ort, wenn es beim ersten Mal nicht funktioniert.