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Grafik & Layout: Kynos Verlag

eBook-Ausgabe der Printversion

eBook-ISBN: 978-3-942335-91-1

ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-942335-82-9

Bildnachweis: Alle Fotos Viviane Theby,

außer: S.18, S.20, S.47(oben) www.tierfotografie-winter.de,

Zeichnungen: S.36, S.37, S.38, S.40 Heinz Grundel

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Inhalt

Warum Clickertraining?

Wie der Hund lernt

Perspektivenwechsel

Gute Verständigung – Kommunikation in zwei Richtungen

Aller Anfang ist gar nicht so schwer

Welche Leckerchen sind geeignet?

Den Clicker laden

Die ersten Versuche

Übungen für den Menschen

Übung macht den Meister

Targettraining

…und was man daraus machen kann

Freies Formen

Den Hund an der Nase herum führen

Trainingspläne

Sitz, Platz, Steh – Die wichtigsten Signale

Trainingsplan »Sitz«

»Platz«

»Steh«

Hunde lernen kontextspezifisch

Signale – Wie sag ich‘s meinem Hund

»Aus«

»Bleib«

Unerwünschte Verhalten und Clickertraining

Abbruchsignal

Ein etwas anderes Abbruchsignal

Nicht anspringen

Nicht in die Leine beißen

Weg von der Belohnung?

Das Abbauen der Leckerchen

Abbauen des Clickers

Warum das alles?

Einige Kunststücke

Slalom

Verbeugung

Allgemeine Trainingshinweise

Ampeltraining

Minutentraining

Trainingstagebuch

»Nein« ist tabu

Timing

Tausend Trainingsmöglichkeiten

Warum Clickertraining?

Vielleicht fragt sich der ein oder andere, warum man eigentlich mit Clicker trainieren soll. Man hört ja so Verschiedenes: »Der Clicker ersetzt dann das Leckerchen« oder »Ist ja blöd, dann muss man ja immer den Clicker bei sich haben, sonst gehorcht der Hund nicht« und so weiter. Außerdem mag es einen abschrecken, mit Clicker, Leckerchen und Leine hantieren zu müssen.

»Den Clicker muss man dann immer dabei haben.«

Falsch!

Der Clicker ist nichts weiter als ein Trainingshilfsmittel. Genau wie ein Spielzeug, eine spezielle Leine oder ähnliche Dinge kann man ihn nutzen, muss das aber durchaus nicht immer.

Vieles, was man da hört, ist leider falsch oder nur Halbwissen. In Wirklichkeit ist der Clicker ein ganz wundervolles Trainings-werkzeug, und richtig angewandt kann er zu einer unbeschreiblichen Beziehung mit dem Hund führen, die es wert ist, sich etwas mit diesem neuen, unbekannten Thema zu befassen. Man muss als Mensch zwar bereit sein, etwas dazu zu lernen, aber das hat ja auch seine Vorteile.

»Der Clicker ersetzt das Futter.«

Falsch!

Der Clicker ersetzt niemals das Futter. Er kündigt immer nur das Futter an. Im Laufe der Ausbildung, wenn dann weniger Futter nötig ist, wird auch weniger geclickt. Aber dem Click folgt immer ein Leckerchen oder eine andere tolle Belohnung.

Mit dem Clicker können wir viel klarer mit dem Hund kommunizieren. Er versteht besser, was wir von ihm wollen und ist auch sehr motiviert, das zu erfüllen. Denn schließlich kann er sich dann etwas Tolles verdienen.

Wie der Hund lernt

Sehen wir uns dazu einmal an, wie der Hund lernt. Denn schließlich möchten wir ihm etwas beibringen, und das geht besser, wenn man durchschaut hat, wie das Lernen funktioniert.

Zuerst einmal ist wichtig klarzustellen, dass Sie als Mensch nicht »dominant« sein müssen, damit der Hund etwas lernt. Das Hundegehirn funktioniert davon vollkommen unabhängig. Viel eher ist das Gehirn eines Hundes darauf bedacht, Dinge abzuspeichern, die ihm Angenehmes gebracht oder Unangenehmes vermieden haben.

Oft wird die Dominanz als Voraussetzung im Training beschrieben, weil das von den Wölfen oder Hunden untereinander so abgeschaut wurde. Allerdings beinhaltet das einen Denkfehler: Ich habe nämlich noch keinen Hund oder Wolf gesehen, der einem anderen beibringt, an lockerer Leine zu gehen, etwas zu apportieren oder zu kommen, wenn er gerufen wird. Das einzige, wobei Dominanz hilfreich ist, ist, wenn Sie etwas vor Ihrem Hund verteidigen wollen. Aber selbst da gibt es Möglichkeiten, solche Situationen anders zu trainieren.

Sie müssen also nicht dominant sein. Sie müssen nur wissen, dass ein Hund aus dem, was er tut, einen Nutzen ziehen möchte. Und Sie müssen sich klar machen, dass der Hund zunächst einmal nichts Ihnen zuliebe tut, auch wenn das schwer fällt. Denn das wünscht sich so mancher Mensch. Nur ist ein solches Verhalten in der Natur nicht vorgesehen.

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Wir müssen den Hund also motivieren, das zu tun, was wir möchten. Das geht entweder, indem wir ihn zwingen, oder indem wir ihn belohnen.

»Der Hund soll mir zuliebe gehorchen.«

So denken verständlicherweise viele Hundehalter. Das ist in der Natur aber leider nicht so eingerichtet. Hunde haben sich über viele Jahrtausende entwickelt, indem sie das taten, was sich für sie lohnte. Und wir müssen entscheiden, ob es sich lohnen soll, weil etwas Angenehmes von uns kommt oder weil wir etwas Unangenehmes weglassen.

Zwang im Hundetraining hat viele Nachteile. Er führt zu Stress auf Seiten des Hundes und unter Stress ist Lernen nur sehr eingeschränkt möglich. Außerdem wird viel Verhalten unterdrückt. Der Hund wird sich also nie frei und ungezwungen bewegen, wenn er mit seinem Menschen zusammen ist. Und letztendlich werden durch Ausbildungsmethoden über Zwang ganz viele Aggressionen provoziert. Und das ist es einfach nicht wert, zumal es viele Möglichkeiten gibt, über positive Verstärkung, sprich über Belohnung, zu trainieren. Fortschrittliches Hundetraining funktioniert also über positive Verstärkung.

Positive Verstärker

Positive Verstärker sind die Folgen von Verhalten, die dem Hund etwas Angenehmes bringen. In der Regel sind das Dinge, die zum Leben notwendig sind. Dazu gehören z.B. Futter, Wasser, Sozialkontakt, Sex, ein schützender Unterschlupf und was sonst noch zum Überleben wichtig ist. Bei Hunden gehört auch noch die Jagd dazu, das Stöbern in Müll und so weiter.

Positive Verstärker bewirken also, dass eine Handlung wahrscheinlicher wird. Sie sind unser Handwerkszeug, um das Verhalten des Hundes in unserem Sinne zu beeinflussen. Denn wenn wir dem Hund ein bestimmtes Verhalten beibringen möchten, soll er es ja immer häufiger zeigen. Das Verhalten wird also positiv verstärkt.

Der Clicker, ein sekundärer Verstärker

Ein sekundärer Verstärker ist alles, was eine Belohnung ankündigt. Als sekundärer Verstärker ist für Trainingszwecke am besten etwas geeignet, das kurz und knapp und für den Hund gut wahrzunehmen ist. Ein typisches Beispiel ist der Clicker. Die Trainer von Meeressäugern arbeiten mit Pfeifen als sekundäre Verstärker. So haben sie die Hände frei für andere Dinge. Auch ein Lobwort kann ein sekundärer Verstärker sein, wenn es entsprechend auftrainiert wurde. Das ist ganz wichtig, denn es hat die verstärkende Wirkung nicht automatisch.

Eine Bewegung, eine Berührung, für taube Hunde das Leuchten einer Taschenlampe, all das können sekundäre Verstärker sein.

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Warum brauchen wir sekundäre Verstärker?

Das Training mit sekundärem Verstärker ist sozusagen das Geheimnis zu einer guten Verständigung. Wir werden immer klarer in unserer Kommunikation, das Timing wird besser und dadurch kann der Hund besser verstehen, was wir eigentlich von ihm wollen.

Der sekundäre Verstärker erleichtert uns das Training deutlich. Er macht es möglich, dass wir uns in erster Linie darauf konzentrieren, beispielsweise im richtigen Moment zu clicken. Auch das ist nicht ohne, aber deutlich einfacher, als im richtigen Moment das Leckerchen zu liefern, was für ein schnelles Lernen jedoch extrem wichtig ist. Dafür verschaffen wir uns über unser Markersignal, wie der sekundäre Verstärker auch genannt wird, etwas Zeit.

»Der sekundäre Verstärker markiert ein bestimmtes Verhalten, so wie ein Fotoapparat ein bestimmtes Verhalten einfangen kann. Wenn Sie sich anstelle des Markersignals den Auslöser des Fotoapparates vorstellen und dann das richtige Verhalten auf dem Foto hätten, dann stimmt Ihr Timing und der Hund kann schnell verstehen, was Sie von ihm wollen.«

Perspektivenwechsel

Das Clickertraining beziehungsweise das Training über positive Verstärkung fordert von Ihnen zunächst einmal einen Perspektivenwechsel. Im traditionellen Training geht es meist darum, was der Hund alles nicht darf. Er soll nicht anspringen, er soll nicht an der Leine ziehen und so weiter.

Jetzt sollten Sie zu formulieren lernen, was der Hund stattdessen tun soll. Aus »Er soll nicht anspringen!« wird dann »Er soll sitzen bei der Begrüßung.« Oder aus »Er soll nicht an der Leine ziehen!« wird »Er soll an durchhängender Leine gehen.«

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Am besten machen Sie daraus zunächst eine kleine Übung. Schreiben Sie alle Dinge in einer Spalte auf, die Ihr Hund nicht tun soll. In der Spalte daneben schreiben Sie dann, was er stattdessen tun soll. Denn das ist es, was Sie letztendlich trainieren.

Die linke Spalte dieses Zettels schneiden Sie nach getaner Übung am besten ab und werfen sie in den Müll als symbolische Unterstützung, diese Art des Denkens aufzugeben. Denn die wirkt so, als würde ich hier schreiben: Jetzt denken Sie mal nicht an eine lila Kuh!

Und, an was haben Sie gedacht? An eine lila Kuh! Wenn ich jedoch möchte, dass Sie sich ein schwarzes Pferd vorstellen, dann sage ich Ihnen genau das. Und so funktioniert das auch mit dem Training. Wir sagen dem Hund nicht, was wir nicht wollen, sondern was er tun soll.