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Leslie McDevitt

Stressfrei ins Hundeleben

Das Welpenprogramm

© 2012 Leslie McDevitt

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

Control Unleashed. The Puppy Program

Erschienen bei Clean Run Productions LLC, South Hadley, MA 0107 www.cleanrun.com

Übersetzt aus dem Amerikanischen von Christine Dosdall und Dr. Jeanette Ludwig

© 2016 für die deutsche Ausgabe: Kynos Verlag Dr. Dieter Fleig GmbH

www.kynos-verlag.de

Bildnachweis: Lynne Brubaker Photography, INC.: S. 20–26, 34–35, 62–67, 145–147, 157–159, 163 oben, 164–168, 172–173, 175–178, 188–195, 203, 208 unten, 209–212, 219, 220 oben, 224–227, 243, 275–277;

Clean Run: S. 75, 109–113, 130–131, 163 unten, 170, 208 oben, 216–218, 220 unten, 221;

Mitch Grabert: S. 126;

Diane Lewis Photography: Titelbild, S. 18, 28–33, 38–61, 69–73, 77–104, 116–124, 133–144, 154–156, 162, 169, 174, 184, 199, 215, 223, 231–236, 240–242, 254–273;

Natalia Kostikova S. 152, 206, 239

eBook (epub) - Ausgabe der Printversion

ISBN-eBook (epub): 978-3-95464-109-3

ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-95464-090-4

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Inhaltsverzeichnis

Über die Autorin

Dank

Vorwort

Stressfrei – Ein Name ist Programm

Einleitung

Teil 1: Überblick

Was ist das »Stressfrei ins Hundeleben– Das Welpenprogramm«

Agilitytraining und Aufmerksamkeitstraining sind zwei Paar Schuhe

Schlüsselkonzepte des Stressfrei-Welpenprogramms

Was tun wir wann?

Lernen Sie Ihren Welpen kennen

Späterer Sporthund vs. »normaler« Hund

Alle guten Sporthunde müssen erst lernen, ein guter Welpe zu sein

Versuchen Sie keine Quadratur des Kreises

Fokus: Eine neue Perspektive

Teil 2: Voraussetzungen

Reaktivität kann man vorbeugen

Was ist »Reaktivität«?

Warnsignale

Bleiben Sie immer unter der Reizschwelle

Bevor Sie anfangen

Setzen Sie Ihren Welpen nicht unter Druck!

Das Premack-Prinzip

Premacks Rolle bei den Stressfrei-Spielen

Die Macht des Freizeichens

»Bleib« und »Frei«, »Komm« und »Lauf«

Das normale Abbruchverhalten nutzen

Beispiel für eine Trainingsstunde: Speedy lernt zu warten

Auszeiten

Auszeit vs. Freizeit

Leslies Rezept für den Umgang mit Futter

Futter als Verstärkung beim Turnierwelpen

Wer wartet, bekommt gute Sachen

Verstärkung klug einsetzen: Druck und Premack

Kontrolle vs. Kooperation

Ihr Welpe bekommt sein Leckerchen und darf es auch fressen!

Eine Belohnung sollte den Welpen belohnen!

Lernen Sie, darüber zu lachen

Aufmerksamkeit ist auch nur ein Verhalten

Betrachten Sie »Aufmerksamkeit« und »Fokus« emotionsloser

Bestätigungsuchendes Verhalten

Wissen Sie, was gerade vor sich geht?

Sind Sie das Problem?

Targetarbeit

Lehren Sie ein Target-Verhalten

Teil 3: Schlüsselkonzepte

Standardverhalten

Wie formt man ein Standardverhalten?

Standardverhalten zur Selbstkontrolle

Verfügbarkeit

Biofeedback

Luftholen

Dr. Overalls Entspannungsprotokoll

Shaping

Integratives Training

Energiesparen

Das Beißschwellen-Training

Übergänge

Aktivitäten mit passiver und aktiver Aufmerksamkeit

Lernen Sie, Ihren Welpen zu lesen

Bereiten Sie sich auf das Lesen des Welpen vor

Teil 4: Spiele und Übungen

Umorientieren

»Lass es«

Aber wann sage ich »Lass es«?

Die Blitzwendung

»Guck mal da«!

»Guck mal da« – angeboten vs. auf Signal

Nutzen Sie die Umgebung

Arbeit auf der Decke

Decken-Geschichten

Die vier Schritte der Deckenarbeit

Die Geschichte eines Deckenprofis

Ausschalt-Spiele

Das »Mach mal Pause«-Spiel

Das »Mach mal Pause«-Spiel zur Orientierung zum Hundeführer nutzen: Die Aufmerksamkeitsvariante

Das »Frei« lehren

Fokus und Trieb für komplexere Aufgaben aufbauen: Die Stuhlvariante

Wann können Sie vom Stuhl aufstehen?

Die Aufmerksamkeitsvariante als Aufwärmübung für die Stuhlvariante

Die Stuhlvariante für Abläufe nutzen

Und wenn mein Welpe den Fokus vor seinem Freizeichen verliert?

Und wenn mein Welpe nicht aufhört, mich zu fokussieren und mich nicht alleine lässt?

Parallel-Spiele

Parallel-Spiele: Der nächste Schritt

Arbeit in der Box

Welpen-Pingpong

Beobachte Deinen abgelenkten Hundeführer

Teil 5: Schlussfolgerungen

Welpenführung in der Übungsstunde und auf Turnieren

Begrüßen oder nicht begrüßen, das ist hier die Frage: Stellen Sie Ihren Welpen in einer Übungsstunde oder auf dem Turnier vor

Was ist das Gegenmittel für das »Zwanzig-Fernseher-Syndrom«?

Das »Mach mal Pause«-Spiel nutzen, um Aufmerksamkeit in der Turnierumgebung zu bekommen

Erregung ist nicht Trieb

Das Gesamtbild gehört immer dazu

Wie finden Sie den richtigen Agilitylehrer?

Ihr Welpe verdient ein maßgeschneidertes Training

Leslies zwei Lieblingshilfsmittel für den Umgang mit Erstarren

Quintessenz

Testsystem

Zum guten Schluss

Literaturempfehlungen der Autorin

Über die Autorin

Leslie McDevitt, MLA, CDBC, CPDT-KA1 ist Verhaltensberaterin für Hunde und Verfasserin des international hoch gelobten Buchs »Control Unleashed: Creating a Focused and Confident Dog«2, das in viele Sprachen übersetzt wurde. Durch ihre Arbeit mit ängstlichen und reaktiven Hunden und ihre Erfahrungen im Hundesporttraining hat Leslie eine einzigartige Sicht auf Stressvorbeugung und –management bei Arbeitshunden. Leslie ist als einfühlsame und intuitive Lehrerin für Menschen und Hunde bekannt. Sie lebt in der Nähe von Philadelphia, USA mit vier Hunden, zwei Katzen, einem Pferd und einem sehr verständnisvollen Ehemann.

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Dank

Danke an Clean Run Productions, besonders an meine Verlegerin Pam Green – meine Superheldin und mein Rockstar.

Danke an meine Freunde beim Y2K9 Dog Sports Club, besonders an Alexa Karoulis und Jacky Judd, und an Dr. Karen Overall für ihren Enthusiasmus, ihre emotionale Unterstützung und ihren Humor.

Danke erneut an die Quicksilver Border Collies für die Jahre der Freundschaft und für meinen »Blue Boy«.

Danke an meine Schüler – Menschen und Hunde – und an meine eigenen Hunde: Sie haben meine Erfahrungen beim Entwickeln von »Control Unleashed« mit mir geteilt und versorgen mich ohne Ende mit Problemen zum Lösen, mit Erfolgen zum Freuen und mit Geschichten zum Weitererzählen.

Und danke an meinen Mann Bill – ohne Dich hätte ich es nicht geschafft.

Vorwort

Manchmal läuft es nicht so wie geplant. Ursprünglich wollte ich Stressfrei über alle Hürden zu Ende schreiben und redigieren und dann erst den Welpen Easy zu mir holen, damit ich seiner Aufzucht meine ganze Aufmerksamkeit widmen könnte. Wie sich dann herausstellte, arbeitete ich aber noch während Easys Welpen- und Junghundzeit an dem Buch. Zufällig war dieses Timing perfekt. Das Aufziehen von Easy noch während der letzten Arbeiten am Buch machte es möglich, dass ich meine Erklärungen weiter aufschlüsseln und verdeutlichen konnte, weil ich mir überlegte, wie man sie auf diese neue Persönlichkeit in meinem Rudel anwenden könnte. Und Easy wurde der erste Welpe, den ich mit dem Stresfrei-Programm aufzog. Dieses Stressfrei-Programm ist als strukturiertes System angelegt, das man leichter nachvollziehen kann als meinen instinktiven Weg, die Dinge anzugehen. So war es letzten Endes, gut für das Buch und gut für den Welpen.

Während ich voller Freude beobachtete, wie sich Easys Persönlichkeit entfaltete, bestätigte sich für mich eine der wichtigsten Stressfrei-Botschaften: den Hund als Individuum kennenzulernen und immer bereit zu sein, die Trainingsstruktur zu seinem Besten auf ihn einzustellen. Wie die McDevitt-Hunde vor ihm ist auch Easy eine komplexe Persönlichkeit, von der ich eine Menge lernen sollte. Ich habe Easy durch die »Easy-Brille« und nicht durch die Agilitytrainer-Brille betrachtet – ich wollte nicht wie viele andere in eine Falle tappen, die so lange versuchen, ihren Hund an ein Training oder eine Ausbildung anzupassen, bis sie nicht mehr ihren Hund, sondern nur noch das System sehen.

Einen Welpen aufzuziehen, ihm den Raum zum Wachsen zu geben und die Entwicklung seiner Persönlichkeit zu beobachten gehört zu den freudigsten Erfahrungen meines Lebens. Manchmal erlebe ich mit, wie Leute ihre zukünftigen Turnierhunde auf unausgewogene Weise erziehen. Sie denken nur daran, was ihr Turnierhund lernen muss und wann er es können soll; sie schenken diesem Was und Wann mehr Aufmerksamkeit als dem, was der Welpe ihnen durch seine Interaktionen mit ihnen und der Welt über seine Persönlichkeit mitteilt. Welpen geben uns durch ihr Verhalten ständig Informationen darüber, was im Hinblick auf unsere Erwartungen an ihre Fähigkeit die beste Trainingsstruktur und der beste Zeitplan ist. Alles, was wir tun müssen, ist zuhören.

Es gibt kein Rezept für das Aufziehen eines Turnierhundes. Jeder Welpe ist anders, und genau das ist der Punkt, an dem die Freude am Kennenlernen des Welpen und die Kunst, den Trainingsstil an ihn anzupassen, ins Spiel kommen.

Wenn Sie also einen neuen Welpen haben, den Sie für einen bestimmten Sport (oder eine bestimmte Aufgabe) erziehen möchten, und wenn die Erziehung eines »Sporthundes« Sie unter Druck setzen, tun Sie sich und Ihrem Welpen einen Gefallen – entspannen Sie sich! Holen Sie tief Luft, schauen Sie Ihren Welpen an und sehen Sie, wie wunderbar er ist. Legen Sie Ihr Trainingstagebuch für eine Weile beiseite und genießen Sie einen Spaziergang im Wald. Beobachten Sie ihn, wie er einen Schmetterling jagt. Er wird nicht lange Welpe bleiben.

Dieses Buch soll Ihnen Starthilfe für das Aufziehen und Training eines Welpen geben, der Ihr Partner werden soll, sei es als Turnierhund, als Servicehund oder als Arbeitshund für eine andere Aufgabe. Dieser Prozess sollte so ausbalanciert sein, dass Ihr Welpe Welpe sein kann und Sie unterstützen, damit Sie sich auf den Aufbau einer Bindung konzentrieren können und auf das Vertrauen, das entsteht, wenn Sie verstehen lernen, was Ihr Teamgefährte Ihnen über seine Bedürfnisse erzählt. Versuchen Sie nicht, ihn in eine Trainingsmethodik zu drängen, die von Ihnen selbst Anpassungen verlangt, bevor der Welpe dafür bereit ist (auch dann nicht, wenn das bei Ihrem letzten Welpen oder dem Welpen Ihres Mitschülers gut funktioniert hat!). Die Informationen kommen nicht aus einem Buch, sondern von Ihrem Welpen selbst! Aber durch die hier beschriebenen Geschichten, Beispiele und Übungen werden Sie Ideen und Motivation bekommen, wenn Sie mit Ihrem Welpen auf diese aufregende Reise gehen.

Die Konzepte und Vorschläge in diesem Buch können auch auf Hunde aus der Tierrettung angewendet werden, die wie Welpen ein unbeschriebenes Blatt sind, zumindest was das Training betrifft (natürlich nicht hinsichtlich ihrer zurückliegenden Lebenserfahrungen). Ich glaube, dass Hunde aus der Tierrettung ein zweites Leben geschenkt bekommen. Es ist so, als seien sie in ihrem neuen Zuhause wieder Welpen.

Erfreuen Sie sich an Ihrem Welpen. Ich habe es sehr genossen, Easy aufwachsen zu sehen, und denke mit einem Lächeln und mit Dankbarkeit an diese Zeit zurück. An all das Training, bei dem wir die Grundlage für unsere Arbeitsbeziehung geschaffen haben, ohne unnötigen Druck auf uns beide, und wir hatten jede einzelne Minute Spaß. Das Agility-Basistraining fühlte sich nicht anders als unsere alltäglichen Interaktionen an – immer ging es um den Aufbau eines Dialogs, in dem wir uns darüber austauschten, was wir beide brauchen und wie wir es am besten bekommen konnten. Und es ging um den Spaß, den wir beim Lernen dieser neuen Sprache hatten. Wir waren von Anfang an so großartige Partner und so ineinander vertieft, dass unser Lehrer in der ersten Welpen-Agilitystunde vorschlug: »Nehmt Euch ein Zimmer.«

Jedes Mal, wenn ich merkte, dass meine Erwartungen zu groß wurden oder ich in eine Konkurenzsituation geriet und Easys Fortschritte mit denen seiner Wurfgeschwister verglich, bin ich drei Schritte zurückgegangen, habe mit der formalen Ausbildung ein paar Tage Pause gemacht und bin mit ihm in den Wald statt in die Hundeschule gegangen. Ich habe das Versprechen abgelegt, dass meine eigene starke Persönlichkeit oder mein Ehrgeiz den Wachstumsprozess meines Welpen nicht beeinflussen oder irgendeinen Druck auf unsere aufblühende Beziehung ausüben dürfen. Ich habe mir von Easy den Weg zeigen lassen und mit Freude der Entfaltung seiner Persönlichkeit zugesehen. Diese Art der Aufgaben, die ich ihm stellte und wie ich ihm diese präsentierte entschied ich danach, was er selbst jeweils anbot.

Das ist es, was ich unter ko-kreativem Welpentraining verstehe: Sie gehen einen Vertrag ein, in dem sich beide verpflichten, aufeinander zu hören, den anderen dafür zu schätzen, wer er ist – mit all seinen Macken – und die Bedürfnisse aufeinander abzustimmen. (Und nicht eine Beziehung zu haben, in der immer der Mensch das Sagen hat, ohne den natürlichen Fluss und Austausch von Informationen, der sich ergibt, wenn auch der Welpe zum Menschen »spricht«). Eine ko-kreative Beziehung mit dem Welpen einzugehen hat seinen ganz besonderen Zauber.

Leslie McDevitt

Stressfrei – Ein Name ist Programm

Der Originaltitel des amerikanischen Buchs, Control Unleashed, übersetzt so viel wie Kontrolle ohne Leine, ist gleichzeitig auch ein in den USA von der Autorin und Urheberin rechtlich geschützter Begriff für die gleichnamige Trainingsmethode. Sie spricht deshalb auch im Buch immer wieder von der »Control Unleashed-Methode« bzw. abgekürzt vom »CU-Programm, dem »CU-Trainer« und so weiter. Der besseren Lesbarkeit wegen haben wir uns entschieden, eine passende Entsprechung im Deutschen zu finden und haben uns hierzu für den Begriff Stressfrei entschieden, der also nicht nur Buchtitel ist, sondern auch das gleichnamige Trainingsprogramm bezeichnet.

Einleitung

Stressfrei über alle Hürden. Leistungsbereite Hunde durch Aufmerksamkeitstraining wurde als Buch zur Problemlösung geschrieben. Es soll Hundeführern mit erwachsenen Hunden helfen, die während des Hundesporttrainings oder im Parcours Probleme haben. Es beschreibt mein Basis-Aufmerksamkeitstraining und die Konzepte, die ihm zugrunde liegen.

Dieses Buch ist anders. Stressfrei ins Hundeleben - Das Welpenprogramm versteht sich als »Präventivmedizin« für Menschen, die einen Welpen aufziehen. Die meisten Verhaltensprobleme, mit denen Leute zu mir kommen, wenn etwas schiefgegangen ist, können vermieden oder verringert werden, wenn man von Anfang an mit dem Welpen ein gutes Basistraining absolviert. Darüber hinaus soll dieses Buch ein Programm bieten, mit dessen Hilfe ein Welpe auf ein sportspezifisches Training vorbereitet ist, wenn er das geeignete Alter erreicht hat. Ein Welpe, der sich konzentrieren kann – auf was Sie wollen, so lange Sie es wollen und wann Sie es wollen.

Wenn Sie Ihrem Welpen eine neue Fähigkeit beibringen, lernt er nicht nur diese Fähigkeit selbst, sondern er lernt auch, wie man diese Fähigkeit lernt. Zum erfolgreichen Lernen gehört natürlich auch das Lernen von Aufmerksamkeit. Es ist absolut richtig, dass Welpen beim Einüben jedes beliebigen Verhaltens lernen können, aufmerksam zu sein, wenn das Training geschickt ist. Ich habe allerdings bei vielen erwachsenen Hunden meiner Stressfrei-Kurse gesehen, dass ihnen dieser Aufmerksamkeits-Teil im Training gefehlt hat. Viele spezifische Verhaltensweisen, die sie gelernt haben, wie Bei-Fuß-gehen oder Slalom, funktionieren nicht bei Ablenkungen. Hinzu kommt, dass es für einen abgelenkten Hund viel schwieriger ist, ein Verhalten zu generalisieren.

Es gibt eine Vielzahl wunderbarer Hilfsmittel für Menschen, die sich wünschen, mit ihrem Welpen später Agility oder einen anderen Sport zu betreiben. Stressfrei ins Hundeleben - Das Welpenprogramm versteht sich als Teil eines stufenweisen Vorgehens, um Welpen für einen Turniersport vorzubereiten. Was ich hier vorstelle, ist der Aufmerksamkeits-Part Ihres Welpen-Erziehungsprogramms.

»Aufmerksam zu sein« ist eine eigenständige Fähigkeit, und sie zu lehren, sollte getrennt vom Lernen komplexerer Verhaltensweisen erfolgen. Ohne Aufmerksamkeit werden Sie mit dem Trainieren all dieser vielen anderen Verhaltensweisen nicht so weit kommen, wie Sie möchten. Daher ist es klug, Aufmerksamkeit als »Basiskompetenz« zu lehren.

Das »Aufmerksamkeits-Set« setzt sich zusammen aus:

imagesUnterscheidungsfähigkeit

imagesFähigkeit zur Selbstkontrolle (auch die »Lass es«-Fähigkeit genannt)

imagesFähigkeit zur Erregungskontrolle

Die Unterscheidungsfähigkeit ermöglicht es dem Hund, sich auf etwas Bestimmtes in einer Umgebung mit Millionen von Reizen zu konzentrieren. Sie sagt ihm, dass er sich auf etwas konzentrieren soll und was dieses Etwas ist. Man kann auch sagen, es geht um die Unterscheidung zwischen Konzentration auf den Hundeführer und Konzentration auf das Hindernis, wobei Hindernisse nicht nur als Hürde im Agility zu verstehen sind, sondern als alles, was in der Umgebung von Ihnen ablenkt.

Die andere Seite der Medaille ist die Fähigkeit zur Selbstkontrolle oder das »Lass es«. Während wir unserem Welpen vermitteln, worauf er sich konzentrieren soll, lehren wir ihn auch, was er ignorieren oder lassen soll.

Ihr Welpe muss auch die Fähigkeit zur Erregungskontrolle lernen, d. h. sich so weit zu beruhigen, dass er klar denken kann, wenn er aufgeregt ist. Er muss ruhig genug sein, um mit Ihnen arbeiten zu können und andere interessante Dinge ignorieren. Dies ist der Schnittpunkt zwischen Entspannung und Aufmerksamkeit. Im Gegensatz hierzu muss er für das Sporttraining lernen, wegen etwas, was für ihn nicht wertvoll ist, in positive Spannung zu geraten. Dies ist der Schnittpunkt zwischen Motivation und Aufmerksamkeit.

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Teil 1:
Überblick

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1 Was ist das »Stressfrei ins Hundeleben – Das Welpenprogramm«
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Viele neigen dazu, das Basistraining mit ihren Welpen schnell hinter sich zu bringen, damit sie endlich das tun können, »was Spaß macht«: Agilitykurse und -turniere. Aber wenn Sie einen Welpen haben, macht doch alles Spaß!

Mit dem Aufmerksamkeitstraining sollte man sofort beginnen, denn ohne eine gute Konzentration wird Ihr Agilityhund, Obediencehund oder Servicehund nicht sehr weit kommen. Während der altersgerechten Basisarbeit wie Übungen zur Körperwahrnehmung, Spielen auf Wackelbrettern, Rückwärtslaufen usw. können Sie an der Aufmerksamkeit arbeiten. Wenn sich dann die Wachstumsfugen Ihres Welpen geschlossen haben und er mit der Arbeit an Hindernissen beginnen kann, wird er auch unangeleint absolut zuverlässig sein, auch wenn andere Hunde um ihn herumrennen. Wenn das Aufmerksamkeitstraining einmal abgeschlossen ist, können Sie Ihre ganze Energie in die sportspezifische Arbeit einbringen anstatt zu versuchen, alles auf einmal zu schaffen.

Viele Menschen versuchen, ihrem Hund erst dann Aufmerksamkeit und das Arbeiten ohne Leine beizubringen, wenn sie schon in einem Agility- oder anderen sportspezifischen Kurs sind. Gleichzeitig versuchen sie, ihrem Hund einen Sport beizubringen, mit dem sie vielleicht selbst zum ersten Mal zu tun haben.

Agilitytraining und Aufmerksamkeitstraining sind zwei Paar Schuhe

Es lernen nicht alle Hunde gleich. Aber man kann schon bei acht Wochen alten Welpen mit dem Aufmerksamkeitstraining und dem Üben ohne Leine anfangen. Es gibt keine Entschuldigung, wenn sie nicht gelernt haben, erfolgreich jeder Ablenkung zu widerstehen, bevor sie mit der Agilityausbildung beginnen. Wenn dies jeder beherzigen würde, müsste ich nie mehr Geschichten über Hunde hören, die sich in Agilitystunden und auf Turnieren absetzen und lieber anderen Hunden hinterherjagen.

Dieses Buch soll Sie ermutigen, das Konzept der Aufmerksamkeit als zwei Seiten einer Medaille zu betrachten: Aufmerksamkeit ist sowohl das Ergebnis einer guten Arbeitsbeziehung als auch ein Bündel verschiedener orientierender Verhaltensweisen, die unabhängig von Rasse und Persönlichkeit des Hundes trainiert und verstärkt werden können. Ein guter Ausbilder kann einen Welpen sehr schnell Aufmerksamkeit lehren, ohne dass vorher eine Beziehung zu ihm bestand. Das ist der Grund, warum der Trainer in der Welpenschule Ihren Quälgeist wie durch Zauberhand in einen Musterschüler verwandeln kann.

Die Basisfähigkeiten für das Aufmerksamkeitstraining fallen alle unter die Kategorie »Lass es«. Man kann sie auch der Kategorie Selbstkontrolle zuordnen. Ich sage meinen Schülern immer, dass wir beim »Lass es«-Training den Hunden das Konzept der Verfügbarkeit beibringen. Dies beginnt mit einer simplen Botschaft wie beispielsweise: »Das Leckerchen auf dem Boden ist nicht verfügbar. Aber wenn Du bei mir bleibst und es ignorierst, wird das Leckerchen in meiner Tasche verfügbar.«

Dies kann man zu einer noch viel umfangreicheren Botschaft ausbauen: »Das Kind, das am Parcoursrand mit einem Hot Dog wedelt, ist nicht verfügbar (weder das Kind noch der Hot Dog). Aber wenn Du den Parcours geschafft hast, werden die Leckerchen in unserem Zelt verfügbar.« Ohne Konzept, welche Ressourcen in der Umgebung verfügbar sind und welche nicht – und das basierend auf Ihren Hinweisen – wird Ihr Hund nicht den Grad an Selbstkontrolle erreichen, den wir alle anstreben.

Schlüsselkonzepte des Stressfrei-Welpenprogramms

Das Fundament des Stressfrei-Welpenprogramms besteht aus einer Reihe von Schlüsselkonzepten, die in den folgenden Kapiteln im Detail erläutert werden:

imagesStandardverhalten

imagesVerfügbarkeit

imagesBiofeedback

imagesPremack

imagesShaping

imagesIntegratives Training

imagesEnergiesparen

imagesBeißschwellen-Modell

imagesÜbergänge

Die Schlüsselkonzepte werden durch folgende Spiele / Übungen unterstützt:

Blitzwendung / Reorientieren: Diese Übung basiert auf Wiederholungen zur Konditionierung des Muskelgedächtnisses. Hierdurch lernt Ihr Welpe, beim Klang seines Namens sofort von seiner aktuellen Beschäftigung oder Absicht abzulassen und seinen Kopf in Ihre Richtung zu drehen, d. h. sich zu Ihnen zu orientieren. Ich verwende den Begriff »reorientieren« in diesem Buch auch, um die Bewegung des Kopfes zurück in Ihre Richtung, weg von allem anderen, zu beschreiben. Im Unterschied zur Blitzwendung erfolgt dieses Reorientieren auf Signal (es ist eine konditionierte Reaktion auf den Namen des Hundes), und der Hund muss irre schnell reagieren – schnell wie der Blitz.

Das »Guck mal da«-Spiel: Dieses Spiel beseitigt Konflikte aus dem Aufmerksamkeitstraining. Sie sagen Ihrem Welpen nicht: »Guck nicht das Ding an, guck mich an«, sondern Sie bilden eine Verhaltenskette, bei der der Welpe auf Signal zu einer Ablenkung schaut und sich dann sofort zu Ihnen orientiert. Den ablenkenden Gegenstand für Sie zu »finden«, wird die Motivation des Welpen ändern: statt sich weiter selbst den Gegenstand anschauen zu wollen, möchte er nun lieber Sie darauf aufmerksam machen und dafür seinen »Finderlohn« kassieren.

»Lass es« (konditioniertes Vermeiden nicht verfügbarer Ressourcen): Dieses alte Hilfsmittel finde ich für jeden Hund unerlässlich, auch wenn es nur darum geht, den Platz auf der Couch vor dem Fernsehen zu räumen. Der Welpe lernt, eine nicht verfügbare Ressource durch Wegschauen oder Weggehen zu ignorieren und sich stattdessen zu Ihnen zu orientieren. Manche Trainer denken, wenn der Rückruf gut klappt, sei der Hund bereit für die Arbeit ohne Leine. Aber der Rückruf wird ohne ein gutes »Lass es« nicht zuverlässig funktionieren. Es wird der Tag kommen, an dem Sie Ihren Hund von irgendetwas wegrufen möchten, von dem er einfach nicht lassen kann! Ein sorgfältig aufgebauter Rückruf entsteht auf dem Fundament des Lass es-Trainings, weil Sie zur Quelle der verfügbaren Ressource werden. Und wenn Sie nicht die Nummer Eins Ihres Welpen sind, wird er lernen, dass Sie ihm nur seine Ressourcen wegnehmen wollen.

Deckenarbeit: Die Arbeit mit der Decke oder Matte erfüllt eine Reihe von Funktionen. Sie erleichtert eine entspannte Reaktion auf aufregende oder furchteinflößende Dinge in der Umgebung; sie gibt dem Welpen einen speziellen Aufenthaltsort und eine spezielle Aufgabe in einer ablenkenden oder überwältigenden Umgebung; sie bietet einen »sicheren Ort«, während der Welpe lernt, Menschen und Hunde zu ignorieren, die sich ihm nähern und aufregende Dinge tun. Die Decke kann auch als »Reset-Taste« fungieren: Der Welpe kann nach einer reaktiven Handlung zur Decke zurückkehren und von vorn anfangen, wenn er verwirrt, frustriert oder übererregt ist oder wenn er einfach eine Pause braucht, um sich wieder sammeln zu können. Sie ist auch eine großartige »Reset-Taste« für Sie selbst. Wenn Sie meinen, dass Ihr Welpe eine Übung nicht richtig versteht und Sie nachdenken müssen, lassen Sie ihn eine Pause auf der Decke machen. Sie gewinnen dadurch Zeit, die Dinge in Ihrem Kopf zu ordnen, ohne den Druck, jetzt sofort eine Lösung finden zu müssen.

Das Ausschalt-Spiel: Dieses Spiel hat den Zweck, Ihren Welpen bis zu einem bestimmten Grad zu stimulieren und ihn dann dafür zu belohnen, dass er allein zurück zum Normalzustand findet. Der Welpe lernt, dass er sich die gewünschte Ressource verdienen kann (in diesem Fall die Fortsetzung der stimulierenden Aktivität), indem er sich beruhigt. Die grundlegenden Lass es-Regeln zur Verfügbarkeit gelten auch hier, weil der Zugang zur stimulierenden Aktivität nicht verfügbar ist, bis der Welpe sich beruhigt hat.

Arbeit in der Box: Wir nutzen die Box (ein Viereck aus Absperrgittern oder anderen Barrieren) als Umgebung, in der wir den Welpen in Babyschritten Versuchungen und Herausforderungen aussetzen können. Wir stellen bei jedem Schritt sicher, dass sich der Welpe glücklich auf uns konzentrieren kann, bevor wir die Aufgabe im folgenden Schritt steigern.

Parallelspiele: Sobald Ihr Welpe die Grundlagen der Arbeit in der Box beherrscht, können Sie die Anforderungen steigern, indem Sie andere Hunde hinzunehmen, die herumrennen, über Agilityhindernisse springen oder sich mit irgendetwas anderem beschäftigen. Lehren Sie Ihren Welpen, sich unangeleint auf seine Aufgabe zu fokussieren, völlig egal, was um ihn herum vor sich geht.

Das »Mach mal Pause«-Spiel: Einer meiner Favoriten! Dieses Spiel kann angewendet werden, um den Fokus auf den Hundeführer oder auf eine spezielle Aktivität aufzubauen. Die ungewöhnlichste Anwendung fand dieses Spiel bei Rottweiler Dugan. Der geprüfte Leichensuchhund wurde zu mir gebracht, weil er im Job gestresst war und abschaltete. Ich setze das »Mach mal Pause-Spiel« ein, um Dugan wieder für seinen Job zu begeistern, indem wir in meinem Hof Leichenteile in Plastikdosen versteckten – ja, Sie haben richtig gelesen!

Das Pingpong-Welpenspiel: Dieses Spiel lehrt einen Welpen, einen Gegenstand, der ihn verunsichert oder ängstigt (den »Trigger«), in eine Struktur einzubauen, die sein Vertrauen und seinen Mut fördert. In diesem Fall wirkt die Befreiung von dem sozialen Druck in der Nähe des Triggers auf den Welpen als Verstärker. Es kann auch verwendet werden, um den Fokus auf den Hundeführer zu richten, wenn der Welpe durch irgendetwas in seiner Umgebung aufgeregt oder abgelenkt wird, beispielsweise andere Hunde beim Agility oder ein rennender Mensch.

»Beobachte Deinen abgelenkten Menschen«: Dieses Spiel hat mir mein Border Collie beigebracht, während wir am Agilityparcours auf unseren Einsatz warteten. Es lehrt Ihren Welpen, dass er auch dafür belohnt werden kann, den Fokus auf Sie zu richten, wenn Sie durch die Umgebung total abgelenkt sind.

Was tun wir wann?

Wenn ich einen etwa acht Wochen alten Welpen zu mir nach Hause hole, beginne ich sofort damit, ihm Einiges aus dem Stressfrei-Programm beizubringen. Es dauert nur hier und da ein paar Minuten:

Standardverhalten: Welpen lernen begeistert das Standardverhalten. Es wird die Grundlage dafür, dass sie verstehen: Mit meinem eigenen Verhalten kann ich das Verhaten meines Menschen beeinflussen.

Freizeichen: Ich benutze das Standardverhalten, um dem Welpen ein Freizeichen beizubringen. Zunächst belohne ich ihn in seiner Standardposition und sage »okay«, wenn ich ihn auffordere, diese Position zu verlassen. In diesem Kontext bedeutet das Freizeichen auch: »Belohnungen sind nicht mehr verfügbar, Du darfst gehen, wohin Du willst.«

Sitz / Bleib / Platz-Training

Blitzwendung: Großartige Übung für das Erkennen des eigenen Namens und den Rückruf.

Targetarbeit: Ich beginne mit einem einfachen Handtarget und gehe über zu einem freistehenden Target oder Kegel. Der Welpe lernt das Shaping kennen, während ich ihn von mir weg lotse und zur Interaktion mit einem Objekt führe. Dann shape ich den Welpen auf eine Decke: sehr lustig!

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Das Handtarget können schon acht Wochen alte Welpen lernen.

Erste »Lass es«-Schritte: Ich unterrichte das Verfügbarkeitskonzept mithilfe des »Doggie Zen« (siehe Kapitel 24) und nach ein paar Wochen fahre ich mit der »Belohnung auf dem Boden« fort. Danach kann man rasch damit anfangen, das Generalisieren auf Spielzeuge zu üben.

Lass ein Zerrspielzeug fallen: Ich tausche es entweder gegen Leckerchen oder stehe nur still da, halte das Spielzeug in Hüfthöhe und warte, bis der Welpe von allein loslässt. Sobald er dies tut, fordere ich ihn auf, es sich wieder zu nehmen.

Hinlegen für eine Massage, TTouch oder Kuscheln

Problemlösung: Während der ersten Monate achte ich sehr auf eine abwechslungsreiche Umgebung. Ich ermutige den Welpen mit interaktivem Spielzeug, z. B. Kongs, zu spielen und fördere seine Problemlösungsfähigkeiten durch Lernpuzzlespiele z. B. »Brick« von Nina Ottoson. Ich shape ihn auch mit dem Clicker und verwende Requisiten wie Kartons, um das »Rein« und »Raus« zu shapen.

Leinenführigkeit: Ich arbeite auch am Laufen an lockerer Leine. Zusammen mit dem Leinenspiel ist dies die Vorbereitung für die Arbeit in der Box. Gleichzeitig mit dem Gehen an lockerer Leine lernt der Welpe auch, sich zu lösen, während er angeleint ist.

Ich bin nicht sehr dafür, dem Welpen zunächst Signale beizubringen, sondern konzentriere mich darauf, ihm ein Feedback auf angebotene Verhaltensweisen zu geben: Wir nennen das in der Clickersprache »Verhalten einfangen«. In anderen Worten: Wenn sich mein Welpe von allein vor mich hinsetzt oder –legt, lobe und / oder belohne ich ihn dafür. Er wird es immer wieder versuchen, um zu sehen, ob er mich auf diese Weise zum Bezahlen bringen kann. Ich verwende kein Signalwort für dieses Verhalten, bis der Welpe es zuverlässig und häufig anbietet. Wenn ich dann sehe, dass der Welpe im Begriff ist, das Verhalten zu zeigen, ist es eine Kleinigkeit, kurz davor das Wort »Sitz« oder »Platz« auszusprechen.

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Der Welpe lernt, ein Zerrspielzeug fallen zu lassen, wenn Sie es gegen ein Leckerchen eintauschen.

Jeder Welpe hat sein eigenes Lerntempo und sein eigenes Durchhaltevermögen. Daher richte ich mich nicht nach einem strengen Schema für bestimmte Entwicklungsperioden. Ich bin eine Trainerin, die tut, was »sich richtig anfühlt«, und fordere meine Schüler auf, ihre Wünsche und Erwartungen an die mentale und emotionale Entwicklung ihres Welpen anzupassen. Mein Ziel ist es, die Menschen zu lehren, ihre Welpen gut genug zu verstehen, damit sie das richtige Material zur richtigen Zeit bereitstellen können.

Einige Welpen werden den ganzen Lernstoff, den ich schon beschrieben habe, wie ein Schwamm aufsaugen, während sie noch wie ein flauschiges pummeliges Meerschweinchen aussehen. Andere Welpen brauchen viel mehr Zeit, um jeden einzelnen Schritt zu lernen. Für sie muss man vielleicht das »Mach mal Pause«-Spiel frühzeitig einführen, damit ihre Trainingseinheiten durch Pausen strukturiert werden. Dies kann solche Welpen vor Überforderung und Frustration schützen. Oder es kann sinnvoll sein, mindestens eine der drei »natürlichen Verhaltensweisen« (Kapitel 7) in die Trainingszeit zu integrieren.

Wenn Sie Ihren Trainingsplan erstellen, werden Sie wahrscheinlich neben der Persönlichkeit des Welpen an die Neigungen seiner Rasse und – falls bekannt – die Neigungen seiner Eltern und anderer Verwandter denken. Lassen Sie sich den Blick auf Ihren Welpen nicht durch bestimmte Rasseeigenschaften versperren, behandeln Sie ihn zuerst als Individuum. Tappen Sie nicht in die Falle: »Mein letzter Hund der Rasse xy hat es so gemacht und dieser muss es genauso machen.« Sie hätten es schon in der Grundschule gehasst, wenn Ihr Lehrer Sie ständig mit Ihrer großen Schwester verglichen hätte.

Kommt Ihr Welpe ins jugendliche Alter, sollte er mit dem hier beschriebenen Training auf einem guten Weg sein. Wenn die Pubertät beginnt, kann es nötig sein, sein Aufmerksamkeitstraining zu wiederholen oder zu verbessern. Aber der frühzeitige Beginn des Aufmerksamkeitstrainings wird Sie davor bewahren, sich allzu sehr die Haare raufen zu müssen, wenn Sie mit Ihrem Teenager die Agility-Anfängerkurse besuchen! Ich bin sicher, dass er zu diesem Zeitpunkt auch mit dem altersgerechten Basistraining eines anderen Hundesports Ihrer Wahl gut zurechtkommen wird.

Meine letzten Welpen haben ihre Begleithundeprüfungen schon im Alter von sechs oder sieben Monaten bestanden, und ich konnte sie zur gleichen Zeit frei zuhause herumlaufen lassen, während ich außer Haus war (Ich sage nicht, dass Sie dies auch tun sollten, bevor Ihr Welpe wirklich bereit dafür ist). Die soziale Reife setzt irgendwann zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr ein, bei manchen scheint dies allerdings nie zu passieren.

Entwickelt sich ihr Hündchen vom Welpen zum Junghund, vom Halbwüchsigen zum Erwachsenen, müssen Sie vielleicht einige Schritte des Aufmerksamkeitstrainings in diesem Buch wiederholen. Es kann passieren, dass Sie denken, jetzt hat Ihr Welpe alles geschafft. Dann kommt der Zeitpunkt, an dem Ihr Teenager das erste Mal eine läufige Hündin sieht und Sie anschaut, als wollte er sagen: »Stressfrei? Ohne Leine? Habe ich noch nie gehört!« Er kann sich beim Aufmerksamkeitstraining in der Hundeschule wie ein Profi geben und bei seinem ersten Turnier wie ein unbeholfener Welpe dastehen. Hormone, Lebenserfahrung und Umgebung – all das beeinflusst sein Verhalten.

Mit dem Programm dieses Buchs als Grundlage werden Sie es in den Übergangsphasen des Wachsens und Lernens viel leichter haben. Sie werden klarere Vorstellungen davon haben, wie Sie Ihren Hund an sein Training »erinnern« können, wenn er es unter bestimmten Umständen vergisst. Wer die Chance verpasst, diese Verhaltensweisen von Anfang an zu lernen, wird in der Regel später dafür bezahlen müssen – aber dafür sind Sie ja viel zu clever!

2 Lernen Sie Ihren Welpen kennen
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Es gibt eine Fülle guter Ressourcen für Menschen, die einen Wurf zukünftiger Sporthunde im Hinblick auf Temperament, Begabung und Struktur beurteilen wollen.

Wenn Sie sich einen Welpen ausgesucht haben, verbringen Sie soviel Zeit wie möglich mit ihm, bevor Sie ihn nach Hause holen. Oft zeigen sich von Anfang an kleine Tendenzen, die Rückschlüsse auf spätere Persönlichkeitszüge und Verhaltensweisen erlauben. Natürlich können Sie dies auch später zuhause tun. Das Wichtigste ist ein Bewusstsein für die Eigenarten und Tendenzen Ihres Welpen, damit Sie Ihre Trainingspläne so maßschneidern, dass sie auf jedem Schritt seines Weges am besten zu ihm passen.

Späterer Sporthund vs. »normaler« Hund

Als ich meinen ersten Rassehund, den Belgischen Tervueren Rumor, anschaffte, hatte ich Turniere im Kopf. Er war der erste Welpe, nachdem ich professionelle Trainerin geworden war, und ich wollte mit ihm etwas beweisen. Ich habe Ru’s Geschichte in Stressfrei über alle Hürden beschrieben, aber die Kurzversion ist, dass ich ihn wegen meiner eigenen Erwartungen und Ziele als Welpe unfair behandelt habe. Als er eineinhalb Jahre alt war, musste ich erfahren, dass er an einer degenerativen Wirbelsäulenerkrankung litt und einiges, was ich von ihm verlangt hatte, einfach nicht ausführen konnte. Ich hatte viel zuviel Zeit damit verbracht, frustriert zu sein, als mich darüber zu freuen, wer er war. Wenn Sie Ihren Welpen als »Turnierwelpen« und nicht als normalen Welpen ansehen, üben Sie möglicherweise zuviel Druck auf sich selbst und Ihren Welpen aus, und es kann auch Ihre Perspektive aus dem Gleichgewicht bringen.

Es gibt Leute, die sich nahezu zwanghaft damit beschäftigen, was ihre Sportwelpen zu einem bestimmten Zeitpunkt können müssen. Außerdem machen Sie sich Gedanken, ihr Welpe habe vielleicht zu viel Spaß bei normalen Welpenaktivitäten wie dem Spielen mit anderen Welpen. Schließlich hat ihnen ihr Trainer erzählt, der Welpe sollte nur mit ihnen Spaß haben. Die Leute nehmen immer kleinere Boxen als Aufenthaltsort für ihren Welpen, damit er irgendwann einmal ein guter Sporthund wird. Manchmal verursacht dies später Verhaltensprobleme. Und es ist nicht notwendig.

Alle guten Sporthunde müssen erst lernen, ein guter Welpe zu sein

Gute Welpen müssen sich die Pfoten schmutzig machen! Sie jagen etwas hinterher, sie spielen und sie finden draußen tolle Sachen zum Schnuppern. Nur weil sie die Nachbarskatze anbellen und das super finden, heißt das nicht, dass sie nicht später für Sie arbeiten können!

Wie bei allem geht es um das Gleichgewicht. Wir können ein Gleichgewicht erzielen: unsere Welpen im Hinblick auf ihre zukünftigen Jobs trainieren und ihnen gleichzeitig eine freudige, normale Welpenzeit erlauben. In diesem Gleichgewicht wachsen wir zu einem Team zusammen, in dem die Bedürfnisse beider Partner gestillt und beide Partner als Individuen anerkannt werden.

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Es ist ein normales Verhalten bei Welpen, dass sie jagen, spielen und tolle Sachen zum Schnuppern finden.

Versuchen Sie keine Quadratur des Kreises

Für uns Menschen mit einer Leidenschaft für eine bestimmte sportliche Aktivität mit Tieren ist es eine Gratwanderung: Wir lieben die Tiere und wir lieben den Sport. Manchmal bekommen wir einen Welpen, der nicht zu unserer Leidenschaft passt.

Ich selbst komme aus dem Tierschutz, wo man die Meinung vertritt: Wenn man einen Hund zu sich nimmt, dann fürs Leben. Punkt. Allerdings habe ich viele Hunde getroffen, die mit ihren Menschen jahrelange Trainings und Turniere absolviert haben, obwohl sie für einen Sport nicht geeignet waren. Diese Hunde würden einen großen Seufzer der Erleichterung ausstoßen, wenn sie mit jemandem leben könnten, der einfach nur mit ihnen spazierengehen möchte. Ich kenne Hunde, die zwei bis drei Mal in der Woche in Agilitygruppen und an den meisten Wochenenden auf Turniere gehen, aber die ganze Zeit gestresst sind. Sie »müssen da durch« und sie tun es, weil man es von ihnen verlangt. Diese Hunde gehören Menschen, die sich keinen anderen, besser geeigneten Hund zulegen können und die nicht bereit sind, ihre Träume zum Wohle des Hundes, den sie haben, aufzugeben. Diese Leute sind in ihrem Sport sehr passioniert und opfern unglaublich viel Zeit und Geld für die Motivierung ihres Hundes.

Manche Hunde haben behandlungsbedürftige Ängste; Motivation ist hier weder das Problem noch die Lösung. Gelegentlich werden solche Hunde zu mir gebracht in der Hoffnung auf eine »Reparatur«, damit sie plötzlich gute Sporthunde werden. Es ist unmenschlich, von einem Hund mit emotionalen Problemen Aktivitäten zu verlangen, die sein Nervensystem stark belasten. Das ist das Härteste an meinem Job – solchen Leuten beizubringen, dass die emotionalen Bedürfnisse ihres Hundes nicht gestillt werden, wenn der Besitzer in eine wie auch immer geartete Reparatur investiert.

Über gemeinsame Freunde habe ich eine Frau kennengelernt, die einen Border Collie aus dem lokalen Tierheim übernommen hat. Sie war darauf fixiert, nur ausgewachsene Hunde aufzunehmen, aber auch darauf, mit all ihren Hunden an Agility- und Flyballturnieren teilzunehmen. Die Border Collie-Hündin, die sie sich ausgesucht hatte, war für beide Sportarten ein schlechter Kandidat. Sie war schnell gestresst und brauchte eine Menge Training, um mit der Umgebung, in der diese Sportarten ausgeübt werden, zurechtzukommen ohne gegenüber Menschen und anderen Hunden reaktiv zu werden. Sie schaltete rasch ab und brauchte viel Motivationstraining, um zu lernen, den Sport zu mögen. Auch musste sie lernen, in potenziell beängstigenden Situationen ihre Reizschwelle zu regulieren anstatt auf Menschen loszugehen und kopflos zu bellen, und sie brauchte Unmengen an Aufmerksamkeitstraining, weil sie sehr leicht ablenkbar war. Nicht jeder Border Collie ist ein guter Sporthund, nur weil er zufällig ein Border Collie ist. Ich wette, ihre ersten Besitzer kamen mit ihrer Reaktivität nicht zurecht, und das war der Grund, warum sie im Tierheim landete. Sie war ein Hund, der Verhaltensmotivationen brauchte und kein Sporttraining in der Erwartung sie würde, ihrer Rasse wegen alles schnell lernen. Während ich dies schreibe, denke ich an einige andere Border Collies, die fast die gleiche Geschichte erzählen könnten. Die erwähnte Besitzerin engagierte sich sehr im Training ihrer Hündin. Sie nahm Stunden bei Turniersportlern mit großen Namen, besuchte jedes Agilityseminar und nahm unglaubliche Mühen auf sich. Ihr Border Collie wurde auch besser, aber es lief nie »wie am Schnürchen«, so wie es sich die Besitzerin vorgestellt hatte. Die Hündin würde ihr Leben lang Training benötigen, um nicht in Reaktivität und Probleme mit ihrer Reizschwelle zurückzufallen.

Wieviel Zeit soll man in das Training eines Hundes für einen Sport investieren, bevor man einsieht, dass für den Hund eine andere Aktivität besser wäre? Unsere Border Collie-Besitzerin fand schließlich heraus, dass ihre Hündin das Hüten liebte. Bei der Arbeit mit Schafen war sie ein ganz anderer Hund. Ich freute mich, dass die Besitzerin ihren Hund nun als freudiges, geerdetes und hochkonzentriertes Wesen kennenlernte – ein riesiger Unterschied zu dem reaktiven Hund, an den sie gewöhnt war.

Manchmal lassen die Menschen den Hund seinen Sport auswählen; sie sind nicht auf einen speziellen Sport festgelegt und möchten nur irgendeine strukturierte Aktivität gemeinsam mit ihrem Hund ausüben. Die Border Collie-Besitzerin fuhr leider damit fort, Unmengen an Trainingsstunden zu nehmen, um mit ihrer Hündin an Agilityturnieren teilnehmen zu können und verfolgte die Hütearbeit nicht weiter. Einige von uns, ich eingeschlossen, werden süchtig nach einem bestimmten Sport. Aber das heißt nicht, dass unsere Hunde vertraglich verpflichtet sind, auch nach diesem Sport süchtig zu werden. Irgendwann müssen wir die Balance finden: Ihnen Leistung abverlangen und sie so zu lassen, wie sie sind. Ich liebe Menschen, die ihre Hunde den Sport wählen lassen.

Das Wichtigste aber ist, bei unseren Ansprüchen an unsere Turnierhunde fair und menschlich zu bleiben. Wir dürfen nicht erwarten, dass Hunde, die nicht für unseren Sport geeignet sind, ihre Natur verändern, nur weil uns dies besser passt. Als ich meinen Border Collie-Welpen Chill kaufte, musste ich meine alten Ideale aufgeben, einen Hund sein Leben lang behalten zu wollen. Ich habe schnell gemerkt, dass er wegen seines Temperaments nicht der richtige Partner für mich war (nicht nur als Turnier- und Vorführhund, sondern auch als Haushund). Ich gab ihn dem Züchter zurück und er kam in eine ländliche Umgebung zu einem Hobbyschäfer; dies war genau das Zuhause, dass ich mir für ihn gewünscht hatte. Nachdem ich über Monate eine Bindung zu ihm aufgebaut und mit ihm gearbeitet hatte, brach es mir das Herz, ihn abzugeben, obwohl ich wusste, dass es für uns beide die richtige Entscheidung war.

Die Erfahrung mit Chill war so schlimm für mich, dass ich beim nächsten Hund nach ihm, dem Mischling Snap, entschlossen war, diesen für immer zu behalten, auch wenn er für den Rest seines Lebens auf dem Sofa sitzen würde statt der Sportpartner zu werden, nachdem ich verzweifelt gesucht hatte. Sie müssen bereit sein, Ihre Erwartungen und Ziele zu ändern, wenn Sie eine lebenslange Verpflichtung für einen potenziellen Sporthund eingehen.

Im besten Fall bekommen wir Hunde, die sich für unseren Sport gut eignen und ihn ebenso lieben wie wir. Ich hoffe, dass wir alle das Glück erleben, diesen perfekten Partner zu finden.

3 Fokus: Eine neue Perspektive
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Ihr Welpe weiß schon, wie man sich fokussiert. Sie werden jetzt sicher lachen, aber es stimmt! Frisst Ihr Welpe sein Frühstück aus seinem Napf, bis nichts mehr da ist? Orientiert er sich aus der Entfernung zu Ihnen und rennt auf Sie zu, um Sie zu begrüßen? Beobachtet er ein flitzendes Eichhörnchen, ein Spielzeug, das durch die Luft fliegt oder auf dem Boden hin- und herbewegt wird? Jede Aktivität Ihres Welpen, die nicht nach Multitasking aussieht, erfordert von ihm, sich auf etwas Bestimmtes zu fokussieren. Wenn Sie Welpen beim gemeinsamen Spielen beobachten, können Sie sehen, wie gut sie sich auf ihr Spiel fokussieren.

Unsere Aufgabe als Lehrer ist es, eine Umgebung zu schaffen, die die natürliche Fähigkeit zum Fokussieren beim Welpen zum Vorschein bringt.

Wenn wir Fokus so betrachten, sind wir eher in Einklang mit der Trainingssituation, die wir aufbauen, und in Einklang mit unseren Welpen. Wenn unser Welpe sich nicht genauso gut auf das Training konzentriert wie auf die Kinder, die auf der Wiese vor dem Fenster spielen – warum ist das so? Beobachten Sie Ihren Welpen bei der aufmerksamen Beschäftigung mit irgendetwas. Wenn er mit einem anderen Hund spielt, wiederholen die beiden die gleiche Bewegung oder ändern sie sie? Ist ihr Verhalten flüssig oder stagnierend? Geben Sie dem Anderen »Pausen« durch Wegschauen, zeitweises Wegdrehen, Weggehen und anschließendes Zurückkommen? Lesen sie das Verhalten des Anderen und kommunizieren, ob sie mehr oder rauer spielen oder eine Pause machen wollen? Sie spielen nicht gut miteinander, wenn sie nicht gut kommunizieren.

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Lernen Sie, Ihren Welpen zu lesen. Beobachten Sie ihn beim Spielen mit anderen Hunden und sehen, wie sie miteinander kommunizieren.

Wenn wir nicht lernen, unsere Welpen gut zu lesen, werden wir auch nicht hören, was sie uns darüber erzählen, wie effektiv die von uns für sie gewählte Trainingsstruktur ist. Statt sich einen festen Trainingsablauf vorzunehmen (»Ich habe 20 Minuten, bis ich zur Arbeit muss, also üben wir 20 Minuten das Einfädeln in den Slalom«), ist es besser, sich vom Welpen erzählen zu lassen, wie er die Informationen am besten verarbeiten kann (z. B. »Er scheint nach 10 Minuten Einfädeln abzuschalten, also werde ich beim nächsten Mal 5 Minuten trainieren und nach einem kleinen Spaziergang noch einmal 5 Minuten.«)

Viele Aufmerksamkeitsprobleme, die ich beheben soll, beruhen darauf, dass der Hundeführer beim Versuch, ein zufällig gewähltes, starres Trainingsschema einzuhalten, zu viel Druck auf den Hund ausübt.

Wenn Ihr Welpe ein »Fokusproblem« hat, ist es sinnvoll, einen Schritt zurückzugehen, sich die Umgebung und die Trainingssituation anzuschauen und über Veränderungen nachzudenken. Wenn er Ihnen zwei Minuten Aufmerksamkeit schenken kann und dann fünf Minuten Ballspielen, Herumschnuppern oder einfach eine Pause mit seinem Knochen braucht, bevor er wieder aufmerksam sein kann: Prima. Ich weiß nicht, wie oft ich schon Hunde gesehen habe, die vom Training fast ausgebrannt waren. Besonders wenn der Hund sensibel oder jung ist, kann die Trainingsarbeit, die wir fordern, ohne integrierte Pausen schnell zuviel werden.

Betrachten Sie den Fokus eher als eine Fähigkeit, die Ihr Hund hat, und weniger als etwas, das Ihr Hund lernen muss. Ihr Job sollte es sein, eine Lernumgebung zu schaffen, in der sich die Fähigkeit Ihres Hundes zum Fokussieren frei entfalten kann. Wenn der Welpe nicht aufmerksam oder nicht lange genug aufmerksam ist, nehmen Sie dies als Information für eine Änderung des Trainings. Wenn Leute ihren Welpen zum »Schau mich an« oder Fokustraining drillen, ohne dass der Welpe durch Schnuppern oder Herumrennen Druck abbauen kann, tun sie weder sich noch dem Hund einen Gefallen. Sie können sich darauf vorbereiten, ein Leben lang anhören zu müssen, dass sie nicht interessant genug sind, weil ihr Welpe abgelenkt ist.

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Ein »Schnuppergang« eignet sich hervorragend als Trainingspause für den Hund. Wenn Sie anhaltende Aufmerksamkeit gefordert haben, müssen Sie ihn anschließend vom Druck entlasten.