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Sabrina Reichel

Hilfe, es klingelt!

Besuchertraining für überfreundliche, überdrehte und überwachungsfixierte Hunde

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© 2016 KYNOS VERLAG Dr. Dieter Fleig GmbH

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Grafik & Layout: Kynos Verlag

eBook (epub)-Ausgabe der Prinversion

ISBN eBook (epub): 978-3-95464-116-1

ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-95464-102-4

Bildnachweis: Sabrina Reichel, Vera Kürzdörfer, Kerstin Sakalow, Petra Pleschko, Ines Dittmar, Jana Hansl, Kynso Archiv, Titelfoto www.fotolia.de/javier brosch,

S. 10 www.fotolia.de/chalabala

Alle Zeichnungen Nicole Hilgers

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Es klingelt – der Horrortrip beginnt

Das Training geht los

Besuchssituationen

Geräuschkulisse

Früh übt sich! Vorbeugungsmaßnahmen

Danke

Über die Autorin

Quellenangaben

Serviceteil

Das eigene Trainingsprotokoll

Einleitung

Es klingelt an der Tür und los geht's – Ihr Hund schlittert bellend um die Ecke und sprintet zur Tür, um dort mit seinem Radau weiterzumachen. Sie hetzen hektisch hinterher, um ihn wieder ruhig zu bekommen. Und dann kommt die schwierigste Aufgabe – den Hund beruhigen, sodass der Besuch überhaupt eintreten kann.

Sind Ihnen solche Situationen bekannt?

Mir ging es eine Zeit lang ähnlich. Und das Ganze nicht nur mit einem, sondern mit zwei Hunden, die sich gegenseitig hochgeschaukelt haben. Das war stressig und entsprach nicht meiner Vorstellung davon, entspannt Besuch willkommen zu heißen.

Gäste zu empfangen ist etwas Schönes für uns. Die Familie oder Freunde kommen zum Kaffeetrinken oder zu einem gemeinsamen Spieleabend – auf jeden Fall soll es ein fröhliches Zusammentreffen sein.

Doch wenn der Vierbeiner nicht mitspielt, kann das Ganze schnell aus dem Ruder laufen. Stress für beide Seiten ist vorprogrammiert und es stellt sich bereits bei dem Gedanken an Besuch ein dumpfes Gefühl in der Bauchgegend ein.

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Aber ich kann Sie beruhigen – es ist machbar, dass Sie entspannt Besuch empfangen können, und das, ohne den ganzen Abend mit Terz von Seiten Ihres Hundes zu verbringen.

Arbeiten Sie sich Stück für Stück durch das Buch und erfreuen Sie sich bald an Ihrem Hund – dem höflichen vierbeinigen Gastgeber.

Ihre Sabrina Reichel

Es klingelt – der Horrortrip beginnt

Die Klingel ertönt und Ihr Hund springt los Richtung Tür und veranstaltet ein großes Begrüßungskonzert. Er ist aufgeregt und weiß seinen Emotionen nur durch Bellen und Springen Ausdruck zu verleihen. Das ist es, was wir als Menschen sehen. Für die meisten von uns ist dieses Verhalten nicht erwünscht und bringt Stress in den Alltag. Besuch herein lassen oder das Paket vom Postboten entgegennehmen ist so kaum möglich.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Bevor wir überhaupt daran denken können, dieses Verhalten zu verändern, müssen wir uns einmal darüber klar werden, was eigentlich bei Ihrem Hund in dieser Situation passiert. Warum verhält er sich so aufbrausend und unkontrollierbar? Ist es wirklich nur Freude und Aufregung, oder steckt viel mehr dahinter, wie Stress oder Angst?

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Ablauf von typischen Besuchssituationen

Laden wir Besuch zu uns nach Hause ein, läuft das normalerweise folgendermaßen ab:

Die Wohnung bekommt noch einmal den letzten Feinschliff und wir ziehen uns schöne Klamotten an. Nun kommt der Tisch an die Reihe und wird schön gedeckt. Jetzt geht es an das Kochen und es wird ein leckeres Essen oder ein Kuchen für den Besuch gezaubert.

Da klingelt es plötzlich an der Haustür! Jetzt erst beginnt der richtige Tumult! Wir lassen alles stehen und liegen und laufen zur Tür. Wir öffnen die Tür und es beginnt das menschliche Begrüßungszeremoniell – Händeschütteln, Abdrücken, Umarmen, freudig und in etwas höherer Tonlage werden Worte ausgetauscht. Kurz gesagt: im Vorzimmer oder im Flur herrscht Gedränge und reges Treiben.

Und da kommt Ihr Hund ins Spiel. Er muss natürlich mit zur Haustür düsen. Durch Ihre Aufregung angestachelt, bellt er vielleicht schon und gibt lautstark kund, dass er natürlich bei dem ganzen Treiben mit von der Partie sein möchte. Warum auch nicht?

Unweigerlich wird Ihrem Hund Aufmerksamkeit geschenkt. Entweder von Ihnen oder Ihrem Besuch. Sei es, weil Sie versuchen, Ihren Hund wegzuschicken und zu beruhigen, oder aber weil Ihr Besuch Ihren Hund anspricht und damit ungewollt für das Anspringen belohnt.

Das ist eine typische Situation, die ich auch immer wieder bei meinen Kunden erlebe.

In dieser Situation stecken viele Kleinigkeiten, die Ihren Hund in seinem Verhalten verstärken:

Zuerst einmal ist das Klingeln eine klare Abwechslung im Alltag. Plötzlich auftretenden Situationen schenkt man natürlich Beachtung – ganz logisch. So ist es auch für Ihren Hund. Beachtung wird in der Regel allem geschenkt, das entweder einen Überraschungseffekt hat und plötzlich bzw. unerwartet auftritt, neu oder für uns wichtig ist.

Wenn etwas plötzlich auftritt, passt der Reiz meist nicht zu der bisherigen Situation, die Ruhe und der Alltag werden unterbrochen.

Und wenn es zudem noch etwas Neues ist, wie unbekannter Besuch, dann muss dieser erst einmal eingeordnet werden.

Dadurch, dass wir dem Besuch Aufmerksamkeit geben, ist für Ihren Hund klar, dass dieser wichtig sein muss. Und das möchte er natürlich auch nicht verpassen, im Gegenteil, er möchte mit im Geschehen dabei sein.

Zudem bekommt Ihr Hund sehr viel Aufmerksamkeit für das Bellen und hektische Rennen zur Tür, also für unerwünschtes Verhalten. Ich würde hier sogar noch einen Schritt weitergehen und sagen, dass sich Ihr Hund, je mehr Aufmerksamkeit er bekommt, desto schlechter benimmt. Also warum sollte er sich anders verhalten?

Ja, aber ich schimpfe doch mit meinem Hund, er bekommt gar keine nette Aufmerksamkeit! Denken Sie sich das jetzt? Sie haben Recht, er erhält keine nette Aufmerksamkeit in diesem Moment. Doch mit der Aufmerksamkeit verhält es sich etwas anders. Ihr Hund zeigt ein Verhalten, und solange dieses sich lohnt und er zu seinem Ziel kommt – zum Besuch zu gelangen und mit dabei zu sein – wird es nicht abebben, ganz im Gegenteil, es wird verstärkt gezeigt werden.

Aufmerksamkeit kann ein kleiner Blick zum Hund sein, ein genervtes Seufzen, ein Wegschieben oder auch der ständige Versuch, Ihren Hund auf seine Decke zu schicken. Das alles versteht Ihr Hund als Aufmerksamkeit, und so bekommt er Aufmerksamkeit für das Verhalten, das eigentlich unerwünscht ist.